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KNEIPE STATT KAMPF – Warum bei der März-Revolution in Köln kein Blut fließt

Von BIRGITT SCHIPPERS

Köln – Es gibt für alles eine kölsche Lösung. Zum Beispiel wie man Blut vergießen verhindert – auch wenn es in Köln per Zufall geschieht. Warum die März-Revolution von 1848 in Köln unblutig bleibt. Kneipe statt Kampf!

Wer sich für das Thema interessiert: In der Bar des Kölnischen Stadtmuseums wird diese Zeit aktuell wieder lebendig. Mehr dazu ganz unten.

Der Fenstersturz von Köln

Von Anfang an. Angefeuert von den revolutionären Februar-Aufständen in Paris, protestieren wenig später tausende Kölner am 3. März VOR dem Rathaus. Sie fordern mehr Rechte und Freiheit von der preußischen Besatzung. Die rückt von hinten an, in ihrer Panik stürmt die Masse das Rathaus.

Zwei Ratsherren stürzen sich vor Schreck aus dem Fenster. Einer von ihnen bricht sich ein Bein. Blutiger aber wird die Kölner Revolution nicht.

Revolution 1848 Foto Rehinsiches Bildarchiv

Worum geht es bei der Revolution: Langhaarige, bärtige linke Demokraten kämpfen zusammen mit reichen liberalen Bürgern mit Zylindern und feinem Zwirn. Die einen wollen gleiche Rechte für alle und die Abschaffung der Monarchie, die anderen Freiheit und sind bereit, mit dem König Kompromisse zu schließen.

Auf die Barrikaden und dann in die Kneipe

März-Revolution
Foto: Birgitt Schippers

Blutige Aufstände in Berlin zwingen den König, Privilegien abzugeben. Im September schlägt die er mit aller Macht des Militärs zurück. Um sich vor dem preißischen Militär zu schützen, errichten Kölner Revolutionäre mehr als 30 Barrikaden in der Kölner Altstadt.

Die Spannung in der Stadt ist greifbar – aber von den Preußen keine Spur, den ganzen Tag nicht. Am Abend räumen die kölschen Revolutionäre die Barrikaden und lassen den Abend in der Kneipe ausklingen. Tresen statt Tod.

Am anderen Morgen rücken die preußischen Truppen dann tatsächlich an, doch kein Kölner ist (mehr) hinter den Barrikaden zu sehen. Die Revolution wird im Winter endgültig niedergeschlagen – unblutig, denn die Kölner Bürgerwehr hält sich zurück.

Populäre Revolutionäre in Köln

Der von den Kölnern beliebteste Kämpfer für soziale Gerechtigkeit war der Armenarzt Andreas Gottschalk. Er trägt im Rathaus die Forderungen der Demonstrierenden vor und gründet den Kölner Arbeiterverein – den größten in Deutschland.

Dass Gottschalk immer wieder verhaftet wird, hält ihn nicht von seinem Kampf für die Armen ab. Mit Karl Marx, der in dieser Zeit als Chefredakteur der Kölner kommunistischen „Neuen Rheinischen Zeitung“ am Heumarkt arbeitet, ist er nicht einverstanden.

März-Revolution
Fotos: Rheinisches Bildarchiv

Die linke Journalistin Franziska Mathilde Anneke (1817-1884) kämpft für Frauenrechte und bringt 1848 eine Frauenzeitung heraus. Ihr Kölner Haus wird als „kommunistisches Klübchen“ zu einem Zentrum der Revolution. Später kämpft sie mit ihrem Mann in Baden für Demokratie in Deutschland.

Der Freiheitskämpfer Franz Raveaux ist sehr populär bei den Kölnern – er streitet im Parlament für die Republik, engagiert sich für den Dombau und reformiert den Karneval.

Viele der Revolutionäre wurden verhaftet oder mussten ins Exil gehen. Aber ihr Kampf war nicht umsonst – ihre demokratischen Ideale wurden mit der Gründung der Bundesrepublik realisiert.

In der Museumsbar wird gefeiert

Mit dem Cocktail „Rote Liebe“ in der Hand können Besucher in der PopUp-Bar des Kölnischen Stadtmuseums an herrlichen Karikaturen, Bildern von den Aufständen und Kämpfern und Zeitzeugnissen wie das kommunistische Manifest entspannt entlang spazieren.

museumsbar

Spannend und originell ist das Rahmenprogramm mit Konzerten, DJs, Partys und Bühnen-Acts. Top-Stimmung versprechen die Abende mit revolutionären Reggae- oder Punkrock- Songs, einem Quiz für Fußballrebellen oder mit revolutionären Lieder zum Mitsingen (kölsche Lieder sind auch dabei). Alle Veranstaltungen sind kostenlos. Anmeldung erforderlich.

Pop-up-Bar und Bar-Ausstellung „1848 Revolution in Köln“ in der Minoritenstraße 13 läuft bis zum 29. April 2023, immer von Donnerstag bis Samstag von 17-22 Uhr. Der Eintritt ist frei. (Karfreitag geschlossen). Mehr Infos: koelnisches-stadtmuseum.de

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Titel/Collage: Jotily/Getty Images via canva.com; Chinnapong/Getty Images Pro via canva.com

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