Von MICHAEL BISCHOFF
Köln – Der Lappenclown im Karneval ist ein Klassiker. Der Dumme August im Zirkus hat eine lange Tradition, und der Klassen-Clown ist Legende. Eins haben sie alle gemeinsam: Sie sind total witzig, super drauf und urkomisch. Doch wenn Peter Joester seine Kamera auslöst, dringt er in tiefere Schichten vor. Hier sind seine ungewöhnlichen Clowns.
Blicke in die Tiefe der Seele
Der Kölner Diplomfotograf erlaubt uns heute einen exklusiven Einblick in sein “Clown-Projekt”. Hier erleben wir Künstler mit Tiefgang. Sie blicken melancholisch, nachdenklich, wirken fast traurig und in sich gekehrt. Bei diesen Bildern glauben wir einen kurzen Blick zu erhaschen in die unendliche Seelentiefe der Spaßmacher. Denn wer lachen darf, muss auch weinen können.
Wie kam Peter Joester dazu? “Vor einigen Jahren habe ich als Fotograf einen Clown-Workshop in einem Paul-Krämer-Haus begleitet. Die Bilder wurden in einer hauseigenen Zeitschrift veröffentlicht und haben mich seitdem total angefixt.” Was er an der Rolle der Clowns liebt, das ist die Verwandlung und Narrenfreiheit.
“CLOWNS DÜRFEN ALLES, das ist für mich die Faszination. Die „Eintrittskarte“ in diese Welt ist die Verkleidung. Sie ist die Legitimation für die Vielfalt und Andersartigkeit zum sogenannten „normalen“ Leben. Eine kleine Flucht aus dem Alltag, dort kann man über Dinge lachen, die man sich selbst nicht traut zu machen.”
Peter Joester
Tausende von Motiven
“Mich fasziniert der Rollenwechsel dieser Personen”, erzählt Joester. “Als Clown darfst Du einfach alles. Witzig sein, frech sein, vorlaut, alles.” Seit sechs Jahren arbeitet der Kölner Künstler immer wieder an seinem Projekt. Seitdem sind Tausende von Motiven entstanden.
“Im ersten Teil unseres Shootings lasse ich die Clowns zeigen, wie sich am liebsten sehen und präsentieren. Im zweiten Teil unserer Sitzung inszeniere ich sie dann ein bisschen ernster und dunkler. Alle sind begeistert.”
Corona bremste Clowns aus
Was ihn außerdem fasziniert: Viele seiner Clowns haben bürgerliche Berufe, sind Verkäufer oder Handwerker. Es gibt aber auch zahlreiche Profis, die zum Beispiel als Klinikclowns für Kinder ihr Geld zu verdienen versuchen. Auffallend: Die meisten Clowns sind Männer. “Ich freue mich über jede Frau als Clown… “
Wer ist wer auf diesen Bildern? Peter schweigt und genießt. Wie sein Publikum. Eine erste Ausstellung im Kölner Theater im Hof fand bereits große Beachtung. Dann kam Corona…
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Früher war er Klassenclown
Hat Peter Joester berühmte Clowns als Vorbilder? “Ich mag die Gesichter von Oleg Popov und Grock. Das waren starke Charaktere.” Möchte er selber auch einmal Clown sein? “Nein, das ist nicht mein Ding. Ich war ganz früher der Klassenclown und immer verantwortlich, wenn etwas umfiel. Doch heute? Ne!”
Sein Traum? “Einmal die ganz Großen aus der Manege abzulichten, das wär’s!”
Vorerst macht Peter ganz bescheiden weiter. Seine Bilder sind zu kaufen (80 bis 180 Euro). Und wer sich als Clown von ihm noch nicht hat in Szene setzen lassen, ist jederzeit willkommen. Neue Galeristen auch.
Wir meinen: Yes, diese Clowns rühren uns alle.
Mehr Infos gibt’s unter peterjoester.de
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Einmal Köln-Bonn, bitte
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