Foto: Michael Bischoff
Von MICHAEL BISCHOFF
Köln – Der Musical Dome ist die spektakulärste Showbühne von Köln. Das Blaue Zelt steht schon seit 27 Jahren neben Hauptbahnhof und Kölner Dom – dabei sollte es eigentlich nur vier Jahre bleiben.
Zur Zeit sorgt hier der Musicalhit “Moulin Rouge” für Begeisterung und Stimmung. Seit dem Start im vergangenen November wurden laut Veranstalter dafür bereits 500.000 Tickets verkauft. Ein spektakulärer Erfolg, der viel Hoffnung für die nächsten Jahre macht.
Wir haben einmal tief in die Vergangenheit geblickt und euch elf Fakten zum Phänomen “Musical Dome” zusammengestellt:
Wann wurde das Zelt aufgebaut?
Das Kuppelzelt entstand im Jahr 1996 innerhalb von nur sechs Monaten auf 95 Stahlbetonpfeilern, ist 65 Meter lang, 50 Meter breit und bis zu 35 Meter hoch. Die 7000 Quadratmeter große Zeltkonstruktion hängt an vier Stahlbögen, die jeweils 40 Tonnen schwer sind.
Der Musical Dome hatte damals einen der größten Show-Zuschauersäle in Deutschland mit 1280 Sesseln unten im Parkett und 500 oben im Rang. Der Bau kostete rund 32 Millionen DM (heute rund 16,36 Millionen Euro).
Was sagten damals die Kölner dazu?
Die Kölner waren gespalten. Viele fanden den Muiscalbau modern und mutig. Doch Kritiker werfen dem “Blauen Zelt” bis heute eine Verschandlung des Altstadtpanoramas vor. Vor allem die optische Nähe zum Dom wurde scharf kritisiert.
Hinzu kam die mutige Zeltkonstruktion. Schnell galt sie im Volksmund als “Blauer Müllsack”. Viele trösteten sich damit, dass die Spielstätte ja nach wenigen Jahren wieder abgebaut werden sollte. Heute haben offenbar viele die Bühne liebgewonnen. Sie ist kaum noch wegzudenken.
Wie lange sollte der Musical Dome stehen?
Der damalige Unternehmer und Produzent Friedrich Carl Koch plante das “Kölner Zelt” für vier Jahre. Dafür hatte die Stadt Köln den östlichen Breslauer Platz für das Provisorium genehmigt. Danach sollte der bisherige Parkplatz und Busbahnhof städtebaulich neu “geordnet” werden. Koch hoffte allerdings schon bereits damals auf eine mögliche Verlängerung.
Was heute kaum jemand weiß: Der Millionen-Jongleur wollte mit seinem Musical “Gaudi” auch nach Barcelona in die Heimatstadt von Antonio Gaudi weiter zu ziehen. Dafür hätte er gegebenenfalls die Kölner Bauelemente teilweise in die spanische Metropole mitgenommen.
Wer war Friedrich Carl Koch?
Der Unternehmer war Chef der Warner Music Schallplattenfabrik in Alsdorf bei Aachen. Als ihn seine Frau mit Karten für das Sommer-Musical “Gaudi” im Aachener Stadttheater überrascht, entdeckt er seine große Liebe zur Show-Inszenierung.
Nach 79 ausverkauften und umjubelten Vorstellungen muss der damalige Aachener Intendant Elmar Ottenthal die Show mit Bedauern absetzen. Koch kauft daraufhin die komplette Produktion und Rechte. Er gründet die Gaudi Musicals GmbH und startet mit “Gaudi” in der Alsdorfer Stadthalle neu durch. Nach großen Erfolgen verlegt Koch dann das Musical nach Köln und hofft hier auf noch mehr Publikum
Dazu startet er in Mönchengladbach 1996 das neue Musical “Gambler”. Beide Produktionen haben aber keine lange Lebensdauer. Die Kölner “Gaudi”-Produktion muss im Frühjahr 1998 schließen.
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Booking.comWorum ging’s in “Gaudi”?
Die Story erzählt das Leben und die Geschichte des spanischen Architekten Antonio Gaudi (1852-1926). Er wurde durch seine spektakulären Häuser in Barcelona berühmt. Seine berühmtestes dabei ist noch immer nicht fertig: die Kirche Sagrada Familia. Sie entsteht nach gotischem Vorbild und ist in ihrer Formensprache heute der “verrückteste” Kirchenbau der Welt.
Warum hatte das Musical in Köln keinen Erfolg?
Die Gründe sind vielfältig: Zum einen hatte die Story in Aachen und Alsdorf bereits ein sehr großes interessiertes Publikum gefunden. Als es nach Köln kam, galt “Gaudi” bei den Marktexperten als ziemlich durchgespielt. Zum anderen boomte damals in Deutschland der Musicalmarkt. Das heißt: Die Konkurrenz war groß und vielschichtig.
Dazu kam: Der Titel “Gaudi” wurde von vielen überregionalen Musicalfans kurioserweise mit bayerischem Spaß verwechselt. So kam es immer wieder und öfter zur Produkt-Enttäuschung.
Denn die Story um den spanischen Star-Architekten kam dagegen sehr ruhig und intellektuell daher. Und das trotz der eingängigen Songs von Komponist Eric Woolfson, dem Mitbegründer von Alan Parsons Projekt.
Foto Michael Bischoff
Womit ging es nach der Pleite weiter?
Nachdem der Betreiber des Musical Doms Konkurs anmelden muss, kaufen die Produzenten Thomas Krauth und Michael Brenner das Theater. Die beiden produzieren dort ab 1999 das Musical “Saturday Night Fever” – mit Riesenerfolg.
Es folgen Produktionen wie “Jekyll & Hyde” (2003-2004), “We Will Rock You” (2004-2008), Monty Python’s “Spamalot” (2009), “Hairspray” (2009-2010) und “Bodyguard” (2015-2017).
Mittlerweile wird der Musical Dome von der “Mehr-BB Theater GmbH” betrieben.
Wie kam die Oper in den “Dome”?
Die Stadt Köln hatte während der vielen Jahre seit 1999 die Betriebserlaubnis für das “Blaue Zelt” auf dem Breslauer Platz immer verlängert.
Als sie während der Sanierung der Kölner Oper am Offenbachplatz eine Interims-Spielstätte sucht, kann sie den “Dome” anmieten. Aus dem “Musical Dome” wird von März 2012 bis November 2015 die “Oper am Dom”. Dafür muss u.a. zusätzlich ein großer Orchestergraben eingebaut werden. Die Oper spielt hier mit großem Erfolg und will eigentlich 2015 von hier direkt an den Offenbachplatz zurückziehen.
Weil allerdings die Opern-Baustelle im Desaster versinkt, wird die Neu-Eröffnung dort verschoben, die Oper zieht ins Staatenhaus auf der anderen Rheinseite – und das Zelt wird seit 2015 wieder zum “Musical Dome”.
Was gab’s noch im Musical Dome ?
Der gigantische Showroom wurde in der Vergangenheit gerne immer wieder als Konzertsaal benutzt. Hier gastierten Stars wie Patricia Kaas, Helmut Lotti, The Rat Pack und Vanessa Mae. Während der Opernzeit lud ein Kölner Hochzeitspaar sogar einmal privat zu einem Empfang ins Foyer des Musical Domes.
Wie hat sich das Zelt bis heute verändert?
Von außen hat sich das “Blaue Zelt” bis heute kaum verändert. Doch im Inneren wurde es letztes Jahr für die Produktion “Moulin Rouge” komplett umgebaut. Das kostete rund 20 Millionen Euro.
Dabei verwandelte sich die langjährige spröde Guckkasten-Bühne in ein plüschiges barockartiges Variete-Theater, das selber zum ultimativen Hit wird. Es überraschte mit einem Lichtermeer, prachtvollen Leuchtern, einer riesigen Windmühle und einem blauen XXL-Elefanten hoch über den Köpfen. Das Publikum sitzt fast mitten im Geschehen.
Wie lange darf der Musical Dome noch bleiben?
Alles hängt von der Oper ab. Wenn sie – wie bisher geplant – im nächsten Jahr in ihr saniertes Gebäude am Offenbach zieht, könnte der Musicalbetreiber das Staatenhaus endlich in ein Musicalhaus umbauen und gegebenenfalls “Moulin Rouge” sogar auf die andere Rheinseite mitnehmen.
Mit dem Auszug aus dem Misical Dome könnte dann das Ende des Zeltes besiegelt sein. Könnte. Denn in Köln weiß man ja nie…
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