ELTERNGESPRÄCHE AN KÖLNER SCHULEN – Warum Kinder NICHT “nippen” dürfen

Symbolbild

Von MICHAEL BISCHOFF

Köln – Alles begann bei Opas 75 Geburtstag. Die siebenjährige Vanessa durfte bei Oma unter Applaus zum ersten Mal am Sektglas kosten, und der 16jährige Enkel Jonas übergab sich am späten Abend hinter den Büschen im Garten. Er hatte vorher am Wachholder-Schnaps gekostet – und seine angeheiterten Onkels hatten ihm belustigt zugesehen. Ist doch “nur” ein bisschen Alkohol.

Die 17jährige Nina hatte ihren ersten Vollrausch in der Clique. Sie wollte mit den anderen einfach nur mithalten und mitfeiern. Gruppendruck zum Saufen eben! Zur Flasche Bier kamen erst ein paar große Schlucke aus der Whiskey-Pulle, dann noch ein Flachmann – und vom Rest des Abends weiß sie nicht mehr viel. Über den Kater am nächsten Morgen lächelten die Eltern erschrocken und hoben warnend die Zeigefinger. Für mehr fehlten ihnen die Worte.

“Klartext Reden!”

Schluss damit! Wir müssen “Klartext reden”! Das meint sogar der “Arbeitskreis Alkohol und Verantwortung” des Bundesverbandes der Deutschen Spirituosen-Industrie und -Importe e.V. (BSI). Dessen Geschäftsführerin Angelika Wiesgen-Pick legt Wert auf Prävention und Gespräche – mit den ELTERN.

“Denn sie sind für die Erziehung ihrer Kinder verantwortlich,” so Wiesgen-Pick zu yesWE.koeln. “Sie müssen die Gefahren frühzeitig erkennen, besprechen, handeln und auch selber ein Vorbild sein.” Dazu nickt auch die Kölner CDU-Politikerin Serap Güler (MdB), die die Schirmherrschaft für die Initiative “Klartext Reden” übernommen hat.

Serap Güler
Politikerin Serap Güler und Angelika Wiesgen-Pick vom Arbeitskreis Alkohol und Verantwortung
Foto: Michael Bischoff

Workshop für Eltern

Das klappt anfangs nur bedingt, denn ausgerechnet beim ersten Eltern-Workshop am 15. März am Kaiserin-Augusta-Gymnasium ist Güler aus Termingründen nicht dabei. Trotzdem, der gute Wille zählt. Und davon gibt’s viel.

Güler sagt: “Es geht uns darum, wie Eltern das Problem mit ihren Kindern ansprechen. Sie müssen Ihnen erklären können, was für einen Sinn die gesetzlichen Verbote machen. Und dann natürlich: Was kann das Trinken von Alkohol für negative Folgen haben.”

Güler gibt gegenüber yesWE.koeln zu: “Ich habe auch als Jugendliche alles einmal ausprobiert. Da wurde geraucht und getrunken. Klar, in der Clique. Natürlich auch mit dem passenden Rausch”.

Alkohol ist keine soziale Frage

Fest steht: Spätestens im Alter zwischen 10 und 14 Jahren gewinnt der Alkohol an Bedeutung. Mit 15 Jahren steigen viele Jugendliche richtig ein. Betroffen sind alle. “Es ist keine soziale Frage,” so Wiesgen-Pick. “Es gibt so viele Eltern, die ihre Kinder auch mit hohem Einkommen ‘alleine’ lassen.”

Erschreckend außerdem: Viele junge Frauen wissen offenbar auch nichts über die Gefahren von Alkohol während einer Schwangerschaft. Auch hier: Unbedingt Klartext reden!

Von den Promille-Risiken am Steuer eines Autos, Fahrrads oder E-Scooters für alle ganz zu schweigen. Letztes Jahr verunglückten in NRW 1.800 E-Scooter-Fahrer (700 mehr als 2021). Erstmals starben dabei drei Menschen. In jedem vierten Fall war auf den rasenden Zweirädern Alkohol die Hauptunfallursache.

Fazit: Yes, “Klartext reden” ist eine wichtige Initiative für Eltern, mit ihren Kindern konstruktiv ins Gespräch zu kommen.

  • Infos unter spirituosen-verband.de (info@bsi-bonn.de) sowie klartext-reden.de
  • Das Informationsabend-Angebot der Initiative “Klartext reden!” kann von allen Schulen und interessierten Eltern in Anspruch genommen werden. Auf der begleitenden Internetseite können Eltern oder (Beratungs-)Lehrer eine Anfrage abschicken.)

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Warnsignale für problematischen Konsum

  • Ihr Kind ist wiederholt am Wochenende oder am Tag nach dem Ausgehen verkatert.
  • Sie stellen bei Ihrem Kind Alkoholgeruch fest.
  • Alkoholhaltige Getränke spielen in den Erzählungen Ihres Kindes eine große Rolle (es erzählt, wer wann, wie viel getrunken hat und was passiert ist).
  • ODER: Ihr Kind vermeidet das Thema in Gesprächen völlig und weicht entsprechenden Fragen aus.
  • Die schulischen Leistungen Ihres Kindes lassen nach.
  • Lehrer informieren Sie über auffällige Unkonzentriertheit und häufiges unentschuldigtes Fehlen.
  • Ihr Kind ist interesselos, unzuverlässig, ständig müde und “schlecht drauf”.
  • Ebenso können starke Stimmungsschwankungen (“Himmelhochjauchzend – zu Tode betrübt”) auf einen problematischen Umgang mit alkoholhaltigen Getränken hindeuten.
  • Sie finden Alkoholvorräte oder leere Flaschen im Zimmer Ihres Kindes.
  • Ihre Alkoholvorräte nehmen heimlich ab.
  • Ihr Kind kann sich nur noch schwer an den letzten Abend erinnern. Auf Ihre Nachfrage, mit wem es wo den Abend verbracht hat, kommt keine spontane Antwort.

Quelle: Klartext reden! Gesprächsleitfaden für Eltern zum Thema Alkohol

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Titelbild: Monkey Business Images; monticello/Getty Images vai canva.com

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