Von MICHAEL BISCHOFF und BIRGITT SCHIPPERS
Köln – Vorsicht mit dem Brautkleid verkaufen im Internet! „Drei, zwei, eins, meins“ ist zwar ein geiler Slogan, doch manchmal wird daraus auch – KEINS!
Und wenn die Liebe wegen des Kleides in der Hochzeitsnacht über die Wupper geht, wird es auch am Rhein für alle zerbrochenen Herzen dramatisch. Das beweist ein aktueller Theater-Fall in Köln, aus dem wir lernen können.
Doch zuerst zum Herzstück einer gelungenen Hochzeit – das Hochzeitskleid!
Hochzeitsnacht einmischt: der Bräutigam und die Braut
:Fotos: Dennis Häntzschel
Der schönste Tag im Leben
Der Markt boomt auch im Netz. In diesen Wochen stehen dort die schönsten Modelle in allen Größenordnungen zum Verkauf. Die Preise liegen locker zwischen 50 Euro (Größe 36, Kalk) und 500 Euro (Größe unbekannt, Nippes). Die meisten Kleider sind gebraucht, manche angeblich sogar noch ungetragen – oh, là, là.
Das alles sind Schnäppchen im Vergleich zu den großen Brautmoden-Geschäften und Outlets in und um Köln. Hier reichen die Preise locker von 499 bis 2500 Euro. Nach oben sind kaum Grenzen gesetzt.
Doch welche Braut (und ihre Eltern) lassen sich den schönsten Tag des Lebens nicht etwas kosten?
- Regel: Achtung, Jungs: Die Suche nach einem passenden Kleid ist noch immer reine FRAUENSACHE! Und der Preis geht den Bräutigam nichts an. Niemals.
- Regel: Achtung, Jungs: Der Bräutigam darf das Hochzeitskleid seiner Braut NIEMALS vor der Trauung sehen. Das bringt Unglück!
Wenn ein Brautkleid Chaos auslöst
Drama in der Hochzeitsnacht
Wie es nicht Laufen sollte, hat jetzt eine Braut auf der Bühne erlebt: Der traurige Fall spielt im Theater am Dom und nennt sich folgerichtig „Das Brautkleid“. Die (erfundene?) Story dreht sich um einen Fetzen Designerstoff, hinreißend schön und zauberhaft filigran, sowie eine glückliche Braut, die mit ihrem Kleid um die Wette strahlt.
Dummerweise verrät sie in der Hochzeitsnacht auf Drängen ihres frisch vermählten Ehemannes den Preis, den sie dafür bezahlt hat: Es sind 8.000 Euro, die für Zoff in der Hochzeitsnacht sorgen.
3. Regel: Die Partner sollten auch möglichst finanziell „ähnlich“ ticken. Wenn der eine auf „Geiz-ist-geil“ setzt und der andere das Gegenteil liebt, wird’s brandgefährlich.
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Booking.comKeine Versöhnung
Das erlebt die Braut im Theaterstück hautnah: Während der Bräutigam sich schon über einen möglichen erfolgreichen Weiterverkauf des Designerkleides freut, will sie ihr kostbares Stück als Erinnerung behalten. Der nachfolgende Krach um Kleid und Geld endet für ihn ohne Versöhnung auf der Couch und nicht im Hochzeitsbett.
- 4. Regel: Vorsicht vor dem Internet! Niemals nachts mit Promille und Wut unüberlegte Sprüche klopfen oder gar Geschäfte abschließen. Die bleiben auch tagsüber gültig – wie blöd auch immer.
Das erlebt der geizige Controller-Gatte im Theaterstück. Er vertickt das kostbare Kleid heimlich in der Nacht im Suff ausgerechnet bei Ebay für sage und schreibe einen einzigen Euro. Die Folge am nächsten Morgen: Die Braut dreht vor Wut durch und der Gatte vor Scham auf. Jetzt will auch er den Deal stoppen.
- 5. Regel: Rechnet nicht unbedingt mit dem moralischen Schamgefühl eurer Mitmenschen. Hier kommt erst viel zu oft erst das Geld und dann die Moral.
Im Theater am Dom reibt sich die Käuferin des Schnäppchens nämlich mit Vergnügen die geizigen Händchen und ihr zukünftiger Mann verwundert die Augen.
…und die Moral von der Geschichte?
Gäbe es eine Moral, wäre das Stück schnell zu Ende. Leider Fehlanzeige! Auf der Bühne regieren die Macht der Worte, viele Missverständnisse und vor allem die brutale Marktwirtschaft. Denn Geschäft ist Geschäft.
Soweit zum Kern der Geschichte, die jetzt im Theater am Dom ihre Premiere feierte. Bedauerlicherweise stolpert sich die Komödie etwas mühsam zu ihrem dramatischen Ende.
Unser Fazit: „Das Brautkleid“ offenbart im Theater am Dom jede Menge gefährliche Fallstricke im Hochzeitsglück. Auch wenn die konkrete Bühnenfassung als Komödie schwächelt – wir können daraus verdammt viel lernen.
“Das Brautkleid”-Ensemble in Köln
- Komödie von Stefan Vögel
- Regie: René Heinersdorff
- Bräutigam Philipp: Oliver Bürgin
- Braut Juliane “Juli”: Aline Hochscheid
- Brautkleid-Käuferin Elke: Jenny Kittmann
- Schreiner Roland: Makke Schneider
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