Von MICHAEL BISCHOFF
Köln – Sie ist die bekannteste Richterin Deutschlands: Barbara Salesch (73) liebt ihren Job mit ganzem Herzen – und das seit 44 Jahren. Erst im Gericht, dann im Fernsehen. Eine Bilderbuch-Karriere mit Aussicht auf ein halbes Jahrhundert.
Der Erfolg gibt ihre Recht: „Barbara Salesch – Das Strafgericht“ ist ein täglicher RTL-Quotenhit. Jetzt haben in Hürth die Dreharbeiten für die neue Staffel begonnen. Zeit zum Durchatmen bleibt kaum. Für uns nahm sich die Richterin zwischen ihren TV-Verfahren ein bisschen Zeit.
“Jetzt ist die Alte wieder zurück”
Vor einem Jahr kehrte sie nach einer zehnjährigen Pause auf die Mattscheibe zurück. Warum tut sie sich das noch immer an? „Weil ich Bock darauf habe. Ich habe meinen Beruf immer geliebt. Den echten wie auch den Fernsehrichter. Richter ist Richter. Außerdem reizt mich die Zusammenarbeit mit den jungen Leuten“.
Die Salesch lacht ansteckend: „Ich habe mein Haus saniert, meine Knie saniert. Dann kam die Kunst, meine Galerie, und alles wiederholte sich. Schließlich kam überraschend der Anruf, und ich dachte: Versuch’s! Jetzt ist die Alte wieder zurück und frischer denn je!“
Foto: privat
“Ich bin gerne der Dirigent”
Sie bestimmt, wo es lang geht. 250 Fälle gab’s seit letztem Jahr, jetzt sind weitere 100 in Vorbereitung. „Ein Drehtag dauert im Schnitt von 9 bis 21 Uhr. Wir schaffen drei Fälle – also komplette Folgen – pro Tag.“ Jede einzelne Verhandlung hat sie vorher genauestens juristisch kontrolliert. Dabei vertraut sie voll ihrem Team. „Trotzdem, das muss ja alles seine Ordnung haben,“ erklärt sie.
Was sind Ihre liebsten Fälle? „Wenn die Anwälte sich richtig fetzen. Wenn diese Dynamik funktioniert, bin ich glücklich. Privat sind wir alle bestens befeundet. Doch obwohl hier vor Gericht ja alles schon festgelegt ist, gönnen die sich nichts.”
Wie sieht sie sich selber? „Ich bin gerne der Dirigent, der alles im Griff hat. Ich greife dann auch gerne durch.“ War das in ihrem Leben schon immer so? „Ja, schon in der Schulzeit war ich gerne Klassensprecherin.“
“Drinnen sitzen und immer das letzte Wort haben”
Hätte sie sich auch einen anderen Beruf vorstellen können? „Als Kind wollte ich Architektin werden. Doch mein Vater riet mir ab: Du willst immer nur machen, was Du willst. Als Architektin musst du aber alles machen, was andere wollen. Das kannst Du nicht. Lass die Finger davon.
Dann habe ich mir überlegt, was ich anderes machen soll: Naturwissenschaften geht nicht, Draußen geht nicht, Handwerkliches geht nicht. Was blieb? Drinnen sitzen und immer das letzte Wort haben. Fällt Ihnen da noch etwas anderes als Jura ein?“
Haben Sie das je bereut? „Nein, nicht eine Sekunde.“ Salesch ist Richterin pur. Gastspiele in anderen TV-Formaten sind für sie tabu? „Ich werde fast täglich angefragt und lehne alles ab. Ich kann dem Publikum doch kein ‚Let’s Dance‘ zumuten. Ich gehe in keine Show. Ich gehe auf keine Promi-Partys. Ich bin Richterin. Das ist meins. Mehr nicht.“
Foto: RTL/Gregorowius
“Ich bin froh, dass ich keine Schauspielerin bin”
Salesch bleibt sich treu. „Ich hab’s versucht mit Pumps im Gerichtssaal und merkte: nein, geht nicht. Ich schleiche nicht in meinen Gerichtssaal, sondern ich betrete ihn flott. Jetzt trage ich Turnschuhe“. Sie steht zu ihrem Alter und Leben. „Meine Rolle ist die einer Respektsperson. Soll ich die mit einem 15-Jährigen besetzen? Meine Sendung hat etwas mit Fachwissen zu tun. Je älter Du bist, je mehr weißt Du auch.“
Doch herrscht im TV nicht ein Jugendwahn? Salesch rollt lächelnd die Augen. „Ich halte das für einen Fehler. Eine klare Durchmischung aller Altersgruppen ist das einzig Richtige. Ich bin froh, dass ich keine Schauspielerin bin und dann mit 50 oder 60 aussortiert werde“. Klare Ansage, Frau Richterin!
“Ich liebe im TV Kino-Klassiker”
Wie entspannen Sie sich? „Bei meiner Kunst und Hund zuhause in Petershagen. Dafür aber habe ich momentan kaum Zeit. Ich lese dort die Drehbücher für die nächsten Tage.“ Schauen Sie auch selber mal Fernsehen? „Ich gucke gerne ‚Kitchen Impossible‘. Außerdem liebe ich Kino-Klassiker wie ‚Frühstück bei Tiffany‘ oder die Komödie ‚Eins, Zwei, Drei‘ von Billy Wilder“.
Richterin Barbara Salesch, Hand auf’s Herz. Wie lange wollen Sie „Das Strafgericht“ denn noch leiten? „Solange es mir Spaß macht. Wenn ich merke, dass ich keine Kraft oder Lust mehr mehr habe, höre ich auf. Sonst mach‘ ich das bis 100…“
Die neuen Folgen gibt es ab dem 4. September von Montag bis Freitag um 15 Uhr auf RTL.
Stationen des Lebens
- Stationen des Lebens: Geboren 1950 in Karlsruhe
- Jurastudium in Freiburg, Hamburg und Kiel
- 1979 Richterin in Hamburg, später Staatsanwältin sowie Abteilungsleiterin im Justizministerium
- 1991 Ernennung zur Vorsitzenden Richterin am Landgericht Hamburg
- 1999 Bewerbung für die Stelle der Fernsehrichterin auf Vorschlag des Präsidenten vom Landgericht Hamburg
- 2000 – 2012 TV-Sendung „Richterin Barbara Salesch“ (über 2300 Sendungen)
- 2002 Deutscher Fernsehpreis für beste tägliche Sendung
- 2012 – 2014 Studium der Farbmalerei an der Kunstakademie Bad Reichenhall
- 2022 Rückkehr mit der TV-Sendung „Barbara Salesch – Das Strafgericht“ (RTL)
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