Symbolfoto
Von MICHAEL BISCHOFF
Köln – Krasse Kirchen-Geschichten aus Köln. Wo wurde ein echte Kaiserin begraben, wo stapeln sich Tausende Knochen und unter welche Kirche liegt ein Swimmingpool? Kommt mit auf eine kleine Abenteuer-Tour durch Kölner Gotteshäuser.
Pool unter dem Kirchenchor
Fotos: Michael Bischoff
Eine mächtige Haube und vier kleine Türmchen drumherum, das ist die Kirche Groß St. Martin mitten in der Altstadt. Sie bildet neben dem Dom den ultimativen Blickfang eines jeden Stadtpanoramas. Erbaut wurde sie um 1150 und wahrscheinlich knapp 80 Jahre später das erste Mal vollendet. Das besondere an diesem mächtigen Gotteshaus: Es steht teilweise auf Fundamenten aus Römischer Zeit.
Archäologen fanden tief unter dem Chorraum Reste eines antiken Schwimmbeckens aus dem ersten Jahrhundert nach Christus. Forscher gehen davon aus, dass die alten Römer an dieser Stelle eine Sportstätte hatten. Bereits ein Jahrhundert später müssen sie es bereits wieder aufgegeben haben.
Da das Gelände immer wieder von Hochwasser geflutet wurde, schütteten die damaligen Bewohner es auf und errichteten darüber schließlich vier monumentale Speicherbauten. Sie bildeten in den folgenden Jahrhunderten die Fundamente des heutigen Gotteshauses.
Wenn ihr die Kirche besucht, steigt unbedingt in die Tiefe hinab: Die Ausgrabungen sind gut erklärt und erkennbar. Und mit ein bisschen Phantasie seht ihr vielleicht einen Römer vorbei kraulen…
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Booking.comDas Grab einer echten Kaiserin
Die Kirche St. Pantaleon liegt ein wenig abseits der üblichen Routen durch die Stadt. Dabei befindet sich das Gotteshaus mit den beiden markanten schlanken Türmen sehr zentral mitten in der City auf den Resten einer römischen Villa. Erbaut wurde es von 957 bis 980. Wie damals üblich, schlossen sich in den folgenden Jahrhunderten zalhreiche weitere Um- und Ausbauten an.
Foto. elya /CC BY-SA 3.0
Was kaum ein Besucher ahnt: Hier liegt neben dem bekannten Erzbischof Bruno von Köln (Amtszeit: 953-965) auch die legendäre Kaiserin Theophanu (ca. 960-991) begraben. Eine Kaiserin in Köln? Nie gehört? Kein Wunder, die Verwandtschaftsverhältnisse damaliger Zeiten sind aus heutiger Sicht auch kompliziert.
Frauenpower vor mehr als 1000 Jahren
Also starten wir den Versuch einer Erklärung: Theophanu war die Nichte des byzantinischen Kaisers. Sie musste als junge Frau aus politischen Gründen Kaiser Otto II. heiraten. So sollte sie machtpolitisch dem erneuerten weströmischen Kaisertum die Anerkennung aus dem östlichen Rom sichern. Dummerweise starb ihr Mann zu früh (983). Da ihr gemeinsamer Sohn Otto III. als Kind zum Regieren noch zu jung war, führte sie mit ihrer Schwiegermutter Kaiserin Adelheid das Reich. Frauenpower mit Erfolg.
Da Theophanu sich mit der einem oströmischen Märtyrer geweihten Kölner Panataleonskirche sehr verbunden fühlte, investierte sie in das Gotteshaus. So entstanden erst die noch heute fast vollständig erhaltene Westwerk-Fassade und ihre Idee: Hier möchte ich einmal begraben werden. Dafür ließ sie sich sogar bei ihrem letzten Romaufenthalt 989/90 vom Papst die Gebeine des Märtyrers Albinus schenken. Sie sollten auf ihrem Grab thronen und am Tag ihres Jüngsten Gerichts das schnelle Ticket in den Himmel sein.
11.000 Jungfrauen
Kein Witz! Der Jungfrauenkult treibt auch im christlichen Bereich seine Blüten. In Köln steht dafür die relativ kleine Kirche St. Ursula. Erbaut wurde sie im 12. Jahrhundert. Chor und Kapelle entstanden um 1280, die legendäre Goldene Kammer erst 1643/44. Sie wird in diesen Monaten gerade saniert und ist seit kurzem teilweise in ihrer alten Pracht wieder zu bestaunen.
Aber nicht erschrecken: Hier stapeln sich Knochen ohne Ende. Sie alle gehen auf die Ursula-Legende zurück, und die Kölner lieben bekanntlich Legenden. So soll es gewesen sein: Die britannische Königstochter Ursula kam im vierten Jahrhundert mit elftausend Begleiterinnen auf ihrer Pilgerreise zurück von Rom ausgerechnet zu der Zeit in Köln vorbei, als die Stadt von den Hunnen belagert wurde. Die Belagerer machten kurzen, brutalen Prozess: Die Frauen wurden getötet und Ursula sollten den Hunnenfürst heiraten. Als sie dies verweigerte, killte er auch sie.
Eine Kirche voller Knochen
Dann wird’s mystisch: Die elftausend getöteten Jungfrauen erschienen als Engel und schlugen den völlig erschrockenene Hunnenfürsten und seine Männer in die Flucht. Und die Kölner dankten dem Himmel mit dem Bau einer Kirche. Ob die Zahl elftausend echt ist, darf stark bezweifelt werden. Wahrscheinlich ist es ein historischer Lesefehler. Vielleicht waren es ja auch nur 111 Begleiterinnen oder auch weniger.
Wichtig für die Geschichte bleibt: Als beim Bau von St.Ursula in einem benachbarten Gräberfeld jede Menge Knochen gefunden wurden, kamen sie für die Legenden-Bestätigung gerade recht. Die Gebeine der angeblichen Märtyrerinnen wurden in der Goldenen Kammer sogar zu Buchstaben und Ornamenten angeordnet. Ein wahrlich makabrer Anblick. Geht einfach mal hin und staunt: Das ist ganz großes Kino in einer christlichen Kirche. Hollywood wäre neidisch…
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Booking.comTitebild – Kollage: Nejron via canva.com, elya /CC BY-SA 3.0