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GEISTERWELTEN FÜR KÖLN – Der geheime Schatz aus dem Museumskeller

Von MICHAEL BISCHOFF und BIRGITT SCHIPPERS

Köln – Kennt ihr das auch: Der Keller ist randvoll und vor lauter Kisten seht ihr das Wertvolle gar nicht so genau. So ähnlich muss es auch Yilmaz Dziewior gegangen sein. Nun ist der “Keller” vom Museum Ludwig ein bisschen größer als zuhause und vor allem wesentlich aufgeräumter. Doch auch in seinem “Depot” schlummerte über Jahrzehnte ein Schatz, den er jetzt als Museums-Chef “gehoben” hat.

Und was für einen! Er steckt voller geheimnisvoller Gestalten: Denn wenn diese knallbunten Wesen uns mit ihren überdimensionalen großen Augen anstarren, könnten sie direkt aus einem Gruselfilm stammen. Die Figuren sind weder Frau noch Mann und wirken wie Geister oder spooky Actors. Sie alle stammen von der Kölner Künstlerin Ursula Schultze-Bluhm (1921-1999) und begeistern zur Zeit im Museum Ludwig.

Fotos: Michael Bischoff

Taumgebilde und Parallelwelten

Diese Riesenschau hat’s echt in sich: “Ursula – Das bin ich. Na und?” So bezeichnete die Malerin vier Jahre vor ihrem Tod ein Selbstporträt mit riesigen blauen Augen. Doch wer war sie wirklich? Fest steht: In erster Linie war sie zunächst ganz traditionell und konservativ die Ehefrau des Malers Bernard Schultze (1915-2005). Vormittags führte sie die Geschäfte, Bücher und Werklisten ihres erfolgreichen Gatten.

Am Nachmittag zog sie sich in ihr Atelier zurück und schuf ihre eigenen Gemälde und Skulpturen. Es sind Traumgebilde und Parallelwelten voller geheimnisvoller Zwitterwesen. Sie wirken teilweise wie naive Kunst, aber auch surrealistisch, futuristisch oder schlicht unheimlich. Stammen Sie aus Alpträumen oder Ängsten der Zukunft? Jeder Betrachter wird hierbei seine eigenen Entdeckungen machen. Sie selber sagte einst dazu: „Ich zwinge meine Visionen der Realität auf!”

Dass Ursulas Welt nicht untergegangen ist, verdanken wir Museumschef Yilmaz Dziewior. Viele Jahre schlummerten die meisten Werke der sogenannten “Außenseiterin” in den Depots von Museen und Galerien. Erst jetzt aber hat die Kunstwelt die mystische Kraft und Faszination der “unheimlichen Traumgebilde” erkannt und neu entdeckt. So wird die Kölner Schau zu einer faszinierenden Abenteuerreise durch Ursulas Welten.

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Horror-Augen über Kölner Stadtpanorama

Dabei hat sie auch das Kölner Stadtpanorama aus ihrer Sicht verewigt: Der dunkelblaue Rhein, die goldene Hohenzollernbrücke, der Dom. Vom Himmel scheinen unheimliche Gestalten und Augen auf die Szene herabzublicken. Alles wirkt verzerrt wie aus einem völlig grotesken Alptraum.

Der Weg daran vorbei führt treppauf zum furiosen Finale der Schau: Ihr sogenanntes “Pelzhaus” im DC Saal schuf Ursula in den frühen 1970er Jahren für die Aachener Neue Galerie und ist jetzt eine Leihabe des Städtischen Museums Witten.

Die Skulptur ist so groß wie ein ganzes Zimmer: Im Mittelpunkt steht eine Hütte, die außen mit Pelzen behängt ist. Drumherum stehen geschminkte Puppenköpfe, viele mit Pfauenfedern geschmückt. Das wirkt archaisch, gruselig, fast wie aus der Zeit gefallen.

Woher kommt ihre Liebe zu den Pelzen? Die Faszination stammt aus ihrer Kindheit. Schon damals hatte die kleine Ursula aus dem Pelz ihrer Mutter ein kleines Stück herausgeschnitten. Mit der leeren Zigarrenschachtel ihres Vaters dazu schuf sie schon damals kleine kombinierte Kunstwerke, die sie später in Museumsgröße verfeinerte und zu opulenten Kunstkisten ausbaute.

Zu ihrem Tod 1999 schrieb ihr Gatte: “Deine Bilder, so wunderbar”. Jetzt dürfen wir sie alle neu entdecken.

Die Ausstellung “Ursula – Das bin ich. Na und?” im Museum Ludwig geht bis zum 23. Juli. Geöffnet: dienstags bis sonntags 10 bis 18 Uhr. Eintritt: 8 / 12 Euro.

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Foto:StockSnap/pixabay via canva.com

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