Die Inszenierung „LA CENERENTOLA ossia La bontà in trionfo“ von Gioacchino Rossini in Köln – Foto: Matthias Jung
Von MICHAEL BISCHOFF
Köln – Der Countdown läuft auf Hochtouren! Und YES, Oberbürgermeisterin Henriette Reker und der Technische Betriebsleiter Bernd Streitberger glauben fest daran: Am 22. März 2024 werden sie die Schlüssel von Schauspielhaus, Oper und Kinderoper an die künstlerischen Intendanten übergeben. Im Klartext: Dann sollen Neubau und vor allem Sanierung endlich fertig sein!
Baukosten explodieren
Doch leider hatten die beiden bei ihrer Pressekonferenz am 17. Januar auch schlechte Nachrichten zu erzählen: Die Baukosten klettern nämlich weiter und weiter! Jetzt ist von 642,7 Millionen Euro die Rede. Zum Vergleich: Als das Projekt 2011 beschlossen wurde, rechneten Planer und Politiker mit 253 Millionen Euro. Außerdem sollte alles in dreieinhalb Jahren fertig sein.
Foto: Michael Bischoff
Schlampige Arbeit
Das waren damals schöne Pläne schön gerechnet. Was folgte, war ein Desaster deluxe. Erst explodierten die Kosten und dann die Bauausführung. Der geplante Eröffnungstermin am 7. Dezember 2015 wurde abgesagt und die Baustelle zum Skandal. Schlampige Arbeit, ein offenbar unfähiges Controlling und eine völlig überforderte Stadt als Bauherrin sorgten für bundesweite Negativ-Schlagzeilen.
Jetzt kam heraus: Damals bereits fertige, kontrollierte und sogar begutachtete Bauteile mußten aktuell auch noch nachgebessert werden. Die Feuerwehr bemängelte beispielsweise in der “Blauen Decke” im Foyer zu viel Brandlasten, und die Schächte der Rauchschutzdruckanlagen der Treppenhäuser mussten statisch nachgerüstet werden. OB Henriette Reker versicherte auf unsere Nachfrage, dass die Stadt juristische Schritte gegen die jeweiligen Baufirmen prüft. Es geht immerhin um einen Millionenschaden.
Krisen ohne Ende
“Das ist und bleibt ein Desaster!” So Reker im Rathaus. Doch die Stadt ist nicht für alles verantwortlich. “Für zwei Drittel der erhöhten Kosten sind die Preissteigerungen im Bausektor verantwortlich,” sagte Bernd Streitberger. “Hinzu kommen aktuelle Krisen wie der Krieg in der Ukraine und die Inflation”. Und als würde das alles an Krisen noch nicht reichen: Außerdem gingen auch noch einige Baufirmen zwischendurch pleite, und die Aufträge mussten neu ausgeschrieben und vergeben werden.
Das alles sind nur wenige Beispiele in Kurzversion. Die komplette Tragik hinter den Kulissen reicht locker für eine spannende TV-Serie. Jetzt soll dafür möglichst nix mehr schief gehen. Täglich schuften auf der Baustelle rund 300 Arbeiter/innen. Bis Ende des Jahres soll die gesamte Technik fertig sein, dann wird getestet und alles möglichst optimal für Verwaltung und Künstler “eingestellt”.
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Booking.comEröffnungstermine stehen noch nicht fest
Währenddessen dürfen Schauspiel- und Opernintendanten ihre Spielpläne schon einmal für die neuen alten Bühnen ausfeilen. So viel scheint klar: Die Saison 2024/25 soll im Herbst feierlich am Offenbachplatz starten. Wann genau? Keine Ahnung. Niemand will sich bereits jetzt genau festlegen.
Währenddessen soll im Hintergrund bereits der nächste Streit toben. Wie wir erfuhren, streiten sich Schauspiel, Oper und Gürzenich-Orchester bereits seit Monaten darüber, wer wie viele und welche Räume sowie Büros am Offenbachplatz erhält. Fest steht: Trotz Sanierung und Anbau haben nicht alle am eigentlich geplanten zentralen Ort Offenbachplatz auch wirklich Platz.
Wer also zieht zum Finale doch nicht in den neuen Kultur-Olymp ein? Ob’s ein Drama oder eine Komödie wird, ist noch offen. Große Oper jedenfalls ist bereits garantiert…
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Booking.comzuerst veröffentlicht am 17. Januar 2023