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OP KÖLSCH – Magisches Neujahr – oder die Jagd nach Glück 

Von BIRGITT SCHIPPERS

Köln – Neues Jahr, neues Glück? Ach wat wör dat schön. Und da ist die Versuchung groß, mit magischen Bräuchen dem Glück ein wenig auf die Sprünge zu helfen. 

Lärmen auf Teufel komm raus

Das war schon im Mittelalter so. Böse Geister, die dem Glück entgegenstehen könnten, wurden mit höllischem Lärmen in der Silvesternacht aus der Stadt getrieben. Da nahmen die Bürger Töpfe in die Hand und schlugen auf sie ein. Der ohrenbetäubende Lärm von Rasseln, Trommeln und Trompeten hallte durch die Gassen. Auch Kirchenglocken läuteten wild durch die Nacht und Schüsse fielen. Da hatten doch böse Geister keine Chance mehr, ihr Unwesen zu treiben.

Doch nicht allen in Köln gefiel der nächtliche Krawall. Und so wurden zu den Jahreswechseln 1685 und 1688 alles Lärmen, Trommeln, Knallen und Schießen verboten und unter Strafe gestellt. Aber die Kölnerinnen und Kölner haben ja ihren eigenen Kopf. Das Verbot hat sich nicht lange gehalten. Kölle ist eben Kölle.

Das neue Jahr beginnt mit guten Werken

Schon immer gehört zum Jahreswechsel ja so ein bisschen Hoffen und Bangen dazu, denn wer weiß schon so genau, was das neue Jahr so bringen mag. Da tut es einfach gut, etwas Gutes zu tun. Und so war es über die Jahrhunderte guter Brauch, am Neujahrsmorgen zum Gottesdienst und danach zum Frühschoppen ins Wirtshaus zu gehen.

In Köln überreichten die Wirte ihren Gästen dann auch gern Zitrone und Muskat – mit gutem Grund: das exotische Gewürz Muskat ist gesund und stärkt das Immunsystem. Und das Vitamin C in der Zitrone potenziert diese guten Nebenwirkungen. Die Stammgäste ihrerseits gaben dem Zappes ein frisches Bier aus – das „Neujährche“. Prosit Neujahr! Auf dass es allen gut gehe.

Kneipe Schnaps trinken
Prösterchen aufs neue Jahr, schön hochprozentig…
Foto: Kzenon/canva.com

Die Wege des Glücks

Glück können wir uns natürlich auch wünschen. Aber muss es unbedingt ein Wettbewerb sein? Aber klar, sagten sich die Menschen in einigen Regionen des Rheinlands. Dort gab es im 19. Jahrhundert das sogenannte „Neujahr abgewinnen“. Wer als schnellster seine Glückwünsche angebracht hat, erhielt eine Neujahrweck oder eine Neujahrsbrezel. Was uns heute davon geblieben ist, sind die Neujahrsbrezel in den Bäckereien. Aber den Stress um den schnellsten Glückwunsch müssen wir uns gottseidank nicht mehr machen. Oder doch? Wenn das Mobilnetz es zulässt.

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Einige erinnern sich vielleicht noch an die Tradition des Neujahrskarpfen, der in der heimischen Badewanne geschwommen ist – bis er dran glauben musste. Seine glänzenden Schuppen hatten traditionell einen besonderen Stellenwert – als Symbol für Geldmünzen. Jeder erhielt einen großen Schuppen fürs Portemonnaie, verbunden mit dem Wunsch, dass im neuen Jahr keine Finanznöte das glückliche Leben stören könnten. So einfach geht das?!

Karpfen zu Silvester in Köln
Karpfen an Neujahr, in vielen nicht-veganen Haushalten immer noch Tradition in Köln
Foto: V. Azhgirevich/Getty Images via canva.com

Happy New Year 2023

Auch wenn wir heute ja sehr aufgeklärte Menschen sind, magische Bräuche haben noch immer Hochkonjunktur – Bleigießen, Glücksschweinchen, Schornsteinfeger und das mit Klee bekränzte Hufeisen gehören zu fast jeder Silvesterparty. Das mit dem Böllern wird auch zum Problem – wegen Verletzungsgefahr, der empfindlichen Ohren von Mensch und Tier und natürlich auch als Klimakiller. So ganz verbieten lassen sich die Menschen in Köln den Spaß an der Freud‘ zu böllern nicht. Et es wie et es.

Machen wir uns klar: das Glück ist ein Geschenk, doch ein bisschen können wir auch dazu beitragen. Und so wünschen wir op Kölsch ein gutes Neues Jahr:

Dat Neue Johr bringt Glück ins Huus, un schenkt dir all s, wat do brauchst. Do musst ooch jet tun förwohr All s Lieve un Joode wünsch isch för dat Neue Johr.

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zuerst veröffentlicht am 31. Dezember 2022

Titelbild – Montage: Amy Bracamontes, Dima Andrei/Getty mages via canva.com

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