loader image

KÖLNER WELTSTARS DER KUNST – Hier ist nicht alles Banane, was Flügel hat

Montage: (c) HA Schult/Foto: Thomas Höpker; Foto: Duhon

Von MICHAEL BISCHOFF

Köln – Das „Flügelauto“ ist längst ein Wahrzeichen der Stadt. Die „Bananen“ sind überall unübersehbar. Und vor dem „Richter-Fenster“ im Dom staunen täglich Tausende. Köln steht für große Kunst und Künstler. Nicht immer werden sie hier in der Domstadt geliebt. Doch die Welt kennt sie alle.

Hier die Top 4 der Aufsehen erregendsten Künstler von Köln: Wir sagen: YES, ihr seid für uns Giganten der Stadt:

HA Schult “vermüllt” die Welt

Mit seinen „Trash People“ hat der Aktionskünstler HA Schult (83) mittlerweile die halbe Welt bereist. Die lebensgroßen Skulpturen aus Müll mahnten bereits auf der Chinesischen Mauer, vor den Pyramiden von Ägypten, in Paris, Moskau, Rom, Barcelona und haben es sogar bis an den Nordpol geschafft.

HA Schult in Tel Aviv 2014
HA Schult (r.) mit seinen “Müllmenschen” 2014 in Tel Aviv. Damals mit
dabei: Kölns Autoren-Paar Michael Bischoff (l.) und Birgitt Schippers
Foto: privat

Schults Kunstwerke und Aktionen sind universell: Bereits 1969 sorgte er im Museum Morsbroich mit seinen „Biokinetischen Situationen“ für Aufsehen und Aufregung. Der Künstler beschäftigte sich frühzeitig mit dem Thema „Umwelt“. „Ich habe das Thema gesetzt, da gab es noch gar keine Grünen“, erzählt er mir.

Flügelauto HA Schult
Der berühmteste Ford der Stadt: das Flügelauto auf dem
Treppenturm des historischen Zeughaus

Schult schafft’s: Er beherrscht die Massenmedien, kann sich perfekt verkaufen und muss das auch. Denn für alle Aktionen benötigt er private Sponsoren. Das Kunststück gelingt mit Erfolg: Er „vermüllt“ 1976 den Markusplatz in Venedig mit Zeitungen. Sein „Flügelauto“ auf dem Kölner Zeughausturm ist seit 1991 längst Wahrzeichen der Stadt und schaffte es sogar in die „New York Times“.

Sein nächster Traum: Ein Museumsschiff mit Erinnerungen an seine größten Erfolge und Aktionen.

Anzeige

Booking.com

Thomas Baumgärtel sprüht Bananen

Seine Bananen kennt ihr alle. Thomas Baumgärtel (62) hat die gelbe Frucht mittlerweile weltweit an mehr als 4.000 Galerien und Museen gesprüht. Sie stehen als symbolische Hinweise auf Kunstorte, wurden anfangs angefeindet und gehören mittlerweile zur „Ehrung“ der Häuser.

Thomas Baumgärtel - Banane
Thomas Baumgärtel bei einer Sprüh-Aktion für mehr
Demokratie: “Ohne Volksabstimmung ist alles Banane”
Foto: Jan Hagelstein für Mehr Demokratie – Kunst trifft Demokratie: „Ohne Volksabstimmung ist alles Banane“

Thomas wurde als „Bananensprayer“ berühmt. Mit einer überdimensionalen Frucht „verzierte“ er vor 24 Jahren das Hauptportal des Kölner Doms. Er kassierte für seine Kunstaktionen deswegen auch immer wieder Anzeigen und Bußgelder. Die größte politische Aufregung gab es 2018, als er malerisch dem türkischen Präsidenten eine Banane in dessen Gesäß steckte. „Mit soviel Anfeindungen hatte ich damals nicht gerechnet,“ gestand mir Baumgärtel.

Übrigens, nicht alles von Baumgärtel ist Banane. Sein Werk umfasst auch Serien zu den Themen Holocaust, Städte- und Urlaubsbilder. Sein jüngster Coup: Eine Reise in die Ukraine. Dort sprühte er Friedensbotschaften.

Gerhard Richter hängt sogar im Dom

Ihr habt es sicherlich schon gesehen: Das knallbunte Fenster im Dom. Genau genommen passt es gar nicht in die gotische Kathedrale. Und doch! Es ist ein Knaller – und von ihm: Geschaffen wurde es von Gerhard Richter (91).

Richter-Fenster im Kölner Dom, von Gerhard Richter
11.500 Glas-Quadrate gestaltet für den Kölner Dom: das
farbenprächtige Meisterwerk von Gerhard Richter
Foto: Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)

Er gehört seit Jahren zu den teuersten lebenden Künstlern der Welt (Fachmagazin „Kunstkompass“). Der geborene Dresdener ist Maler, Bildhauer sowie Fotograf und lebt heute zurückgezogen in seiner Villa im Kölner Hahnwald.  

Sein „Richter-Fenster“ im Dom gehört zu den spektakulärsten Werken in Köln. Er entwarf das moderne Werk aus 11.500 Glas-Quadraten in 72 Farben, die mit dem unterschiedlichen Einfall des Sonnenlichts in der Kathedrale für fantastische Lichtstimmungen sorgen.

Bei der Einweihung 2007 betonte der damalige Erzbischof Joachim Kardinal Meisner, dass er das Fenster hier im Dom nicht passend fände. Der Gottesfürst hatte im Vorfeld sogar hinter den Kulissen alles versucht, den Einbau des Fensters zu verhindern.

Gerhard Richter
Gerhard Richter bei einem seiner seltenen öffentlichen
Auftritte, hier 2017 in der Nationalgalerie in Prag
Foto: Jindřich Nosek (NoJin)

Das übrige Werk des leisen Weltstars ist riesig. Es reicht thematisch von Landschaften, Porträts, Stilleben bis zu Collagen. Er malte, fotografierte, verfremdete, verwischte, abstrahierte. Heute hängen seine Werke in den berühmtesten Museen der Welt. Eins übrigens auch im Kölner Rathaus:

Richter verewigte den früheren OB Fritz Schramma sehr modern in der „Ahnengalerie“ des Hauses. Wie lange er daran gearbeitet hat, verriet er mir damals nicht. Nur so viel: „Es war mir ein Vergnügen!“

Anzeige

Booking.com

Rosemarie Trockel hat’s mit Ironie

Kann man mit Strickbildern und Herdplattenreliefs etwa die Kunstwelt erobern? Rosemarie Trockel  (70) hat’s geschafft. Sie nahm die Kunstwelt mit Ironie auf die Schippe und hat bis heute damit Erfolg. Sie lebte lange Jahre in Köln.

Ein Video über ihre geniale Kunst

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Zur Zeit soll ihre Villa im Süden der Stadt zum Verkauf stehen. Kein Wunder, hat die Künstlerin ihren Lebensmittelpunkt längst nach Berlin verlegt. Sie gehört laut „Kunstkompass“ ebenfalls zu den teuersten noch lebenden Künstlerinnen der Welt. Ihre Werke werden weltweit gefeiert und für Millionensummen gehandelt.

Das sind Bilder, Zeichnungen, Plastiken, Skulpturen, Objekte, Videoarbeiten und Installationen. Ihre erste Einzelausstellung hatte sie 1982 in Köln und Bonn. Vor allem in den USA wurde ihre Kunst dann seit Ende der 1980er intensiv gewürdigt. Bis Mitte des Jahres feiert das Museum für Moderne Kunst in Frankfurt Trockel mit einer großen Retrospektive.

Unsere sozialen Kontakte

Anzeige

booking.com

Mehr Geschichten aus Köln

Anzeige


…WAS MEINST DU?