Foto: Schauspiel Köln/María F. Giacaman
Von BIRGITT SCHIPPERS und MICHAEL BISCHOFF
Köln – Es ist die letzte Saison des Schauspielchefs Stefan Bachmann. Seit 10 Jahren hat er Grenzen überschritten, um auf der „Schäl Sick“ großes Theater auf dem ehemaligen Fabrikgelände der Carls-Werke zu machen. Damit machte er die Schanzenstraße zum neuen Theater-Kultort auch für ein neues sehr junges Publikum.
Das allerdings rieb sich zum Saisonstart verwundert die Augen: Denn leider kam die Eröffnungspremiere „Im Anfang war der Zaun“ des Theaterkollektivs “What about: Fuego” schnell an ihre Grenzen und wurde zum politischen Erdkunde-Unterricht.
“Please stay with us”
Scheinbar schüchtern begrüßen drei Menschen in pastellfarbenen Blaumännern das Publikum. Sie erzählen wie kleine Schulkinder, dass sie ihr Wissen über Zäune und Mauern in zehn Kapiteln gerne „teilen“ möchten. Ihr flehentlicher Appell: „please stay with us“. Aber sie machen es uns schwer, ihnen zu folgen.
Spannend bis amüsant ist noch der Anfang. Pantomimisch erzählen die Schauspieler (zwei Frauen, ein Mann) auf der leeren Bühne die Geschichte von drei Schulkindern und ihren Mauererfahrungen in Puerto Varas (Chile), Wien und West-Berlin. Aber dann ermüden sie das willige Publikum mit unendlichen Aufzählungen von internationalen Grenzziehungen von früher bis heute.
Foto: Birgittt Schippers
Theater wie auf der Schulbank
Frontalunterricht wie früher in der Schule. Da helfen auch nicht Videokunst-Projektionen und lange Papierbahnen, die von der Decke heruntergezogen werden. Im Gegenteil, es verstärkt sich das Gefühl, wieder auf der Schulbank zu sitzen und gleich werden wir abgefragt. Die kurzen, emotionslos erzählten Mauergeschichten retten den Theaterabend dann auch nicht.
Wir meinen: Klar, freiwillig würden wir uns nicht die erschreckend lange Liste von menschenverachtenden Mauerbauten und Zäunen reinziehen. Aber Theater kann mehr, als nur aufzählen, durch den Raum laufen oder mit ineinander verschränkten Körpern Zaunbilder aufbauen. Schade, denn das Thema Mauern im Herzen oder in der Welt hätte spannend werden können.
Wieder am 9. und 20. September. Tickets ab 20 Euro.
Der Cast
- Titel: “Im Anfang war der Zaun”
- Schauspieler/Performer: Paul Basonga, Anja Lais, Ignacia Gonzalez Torres
- Text und Regie: Maria F. Giacaman
- Szenografie und Kostüme: Lina Bühlmann
- Text und Outside Eye: Miriam Bini Schmidt
- Licht- und Videodesign: Friederike Hänsel
- Sounddesign: Juan Giacaman
- Licht: Michael Frank
- Dramaturgie: Stawrula Panagiotaki
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