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VOM FILMVORFÜHRER ZUM THEATER-CHEF – Kay Voges wird neuer Schauspiel-Intendant

Foto: Heinrich Böll Stiftung /Stephan Roehl/ CC-BY-SA 4.0

Von MICHAEL BISCHOFF

Köln – Was für ein Theater ums Theater! Jetzt soll ER es machen: Der Rheinländer Kay Voges übernimmt die Intendanz des Kölner Schauspielhauses – und tritt nach den legendären Machern Hansgünther Heyme, Günter Krämer, Torsten Fischer und Karin Beier in ganz große Fußstapfen.

Bunter Weg nach oben

Wer ist jetzt Kay Voges? Der Mann hat eine bunte Biographie. Denn bevor er zum Theater ging, probierte er sein künstlerisches Geschick als Rockmusiker, Fotograf, Maler und Filmemacher.

Sein Soziologiestudium brach er ab. Er versuchte sie als Heimerzieher, Filmvorführer und Aufnahmeleiter. Dass er auch für eine erzkonservative evangelikale Pfingstgemeinde 1986 in Amsterdam auf der Straße missioniert haben soll und 1990 mit der Kirche brach, macht nachdenklich.

Kay Voges
Kay Voges
Foto: Volkstheater W. / Christian Anwander CC-BY-SA 4.0

Er probierte sogar Oper

Seine Theaterwut ist sprichwörtlich, den Voges kämpfte sich hoch und durch. Er inszenierte an den führenden Bühnen in Deutschland (u.a. Bonn, Frankfurt, Stuttgart, Hamburg) und auch an der Wiener Burg.

Im Jahr 2013 brachte er mit „Tannhäuser“ seine erste Oper auf die Bühne und sorgte mit seinem „Freischütz“ 2015 in Hannover für einen handfesten Theaterskandal. Voges ist mutig. Er riskierte in Dortmund auf der Bühne Theaterformen, die das konservative Publikum schockierte und abschreckte. So brachte er beispielsweise frühzeitig Kameras auf die Bühne und filmte das Geschehen live mit – in Köln ein „alter Hut“.

Was erwarten wir jetzt in Köln? Die meisten Kritiker/innen bundesweit jubeln. Die freie Theaterszene in Köln blickt gespannt in Richtung Schauspielhaus. Und das Publikum? Ein Theaterfan, der nicht genannt werden will, zu yeswe.koeln: „Hoffentlich gibt’s nicht nur Experimente. Ich wünsche mir auch einfach nur gutes Theater.“

Verpflichtung auf fünf Jahre

Der geborene Düsseldorfer soll das Haus zum 1.September 2025 übernehmen und am Offenbachplatz nach einer Spielzeit neu aufstellen und etablieren. Sein Vertrag geht über fünf Jahre.

Nötig wurde die Entscheidung, weil der jetzige (und erfolgreiche) Kölner Schauspiel-Chef Stefan Bachmann überraschend schnell zum berühmten Wiener Burgtheater wechselt. Als Interims-Chef wird der Regisseur Rafael Sanchez in der Spielzeit 2024/25 das Schauspiel an den dann hoffentlich fertig sanierten Offenbachplatz zurückbringen und dort das Haus feierlich eröffnen.    

Stationen eines Lebens

  • Geboren am 14. Mai 1972 in Düsseldorf, aufgewachsen in Krefeld. Vater war Koch und Programmierer, Mutter Therapeutin
  • 1996 Regieassistent Theater Oberhausen
  • 2003 Freier Regisseur für Kinder- und Jugendtheater
  • 2005 gründet das Freie Theater „neue bühne krefeld“
  • 2010 Intendant des Schauspiels Dortmund
  • 2017 wird mit seiner „Borderline Prozession“ eingeladen zum Berliner Theatertreffen
  • Seit 2020 Direktor des Volkstheaters Wien  

Das Vorspiel

Bereits im Jahr 2019 war die Kölner Kultur auf der Suche nach einem neuen Schauspiel-Intendanten, weil Stefan Bachmann früher weggehen wollte. Die Wahl fiel damals auf Carl Philip von Maldeghem, den Intendanten des Salzburger Landestheaters.

Als zahlreiche Kulturkritiker und Bürger den in Köln unbekannten Theatermann heftig kritisierten sowie dessen Landeshauptmann (vergleichbar mit unseren Landesministerpräsidenten) ihn dringend zum Bleiben in Salzburg bat, zog Maldeghem seine Zusage für Köln zurück. Schon damals soll übrigens Voges für Köln im Gespräch gewesen sein.

Vor ein paar Monaten begann OB Henriette Reker mit einer neuen Findungskommission die Suche nach einem geeigneten Kandidaten. Nach heftigen Protesten wurden die Namen der Kommission, die zunächst geheim bleiben sollten, dann doch der Öffentlichkeit genannt. Zu ihnen gehörte unter anderem die frühere Kölner Intendantin Karin Beier.

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