Schäfers Nas im Gerichtssaal, war angeklagt wegen gefährlicher Körperverletzung, Vergewaltigung, Zuhälterei und Freiheitsberaubung. Urteil 1984: 8 Jahre. Foto: IMAGO/United Archives
Von unserer Redaktion
Die wahre Geschichte eines gestohlenen Kreuzes, zweier Milieus – und einer Rückgabe, die so nur in Köln passieren konnte.
Köln, 1996. Die Geschichte beginnt dort, wo die Grenzen zwischen Macht und Milieu, Sakristei und Szene, Dom und Unterwelt verschwimmen. Ein silbernes Vortragekreuz, kunstvoll gearbeitet, geweiht wird aus dem Dom gestohlen. Die Nachricht verbreitet sich wie ein Lauffeuer in der Stadt: der Diebstahl aus der Domschatzkammer war ein Sakrileg, weniger aus juristischer als aus moralischer Sicht.
Ein Milieu-Gespräch
Der damalige Dompropst Bernard Henrichs setzt eine Belohnung aus: 3000 D-Mark für die Rückgabe. Er kontaktiert Kölns damalige Unterweltgröße Schäfers Nas, bürgerlich Heinrich Schäfer. Ob der sich nicht mal umhören könne. Die Kölner Milieu-Größe (1,95 Meter, 140 Kilo, Narbengesicht), verdankt seinen Spitznamen seiner legendären Nase. In den 1960er- und 1970er-Jahren hatte er das Milieu rund um Ringe und Friesenviertel fest im Griff, aber noch immer hat er Einfluss. Kurze Zeit später erscheint Schäfer im Generalvikariat, mit Sporttasche. Darin: das Kreuz.
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Den Dom beklaut man nicht
„D’r Dom beklaut mer nit“, sagt er – und das ist kein Spruch, sondern für ihn ein Ehrenkodex. Er habe, so erzählt man es, alle Hebel in Bewegung gesetzt, um das Kreuz wiederzubekommen. Ohne Polizei, ohne Rummel. Nur mit Einfluss, alten Nummern und vielleicht ein paar deutlichen Worten in die richtigen Richtungen. Als Dompropst Henrichs ihm den Finderlohn anbieten will, lehnt Schäfer ab. Kein Geld. Stattdessen bittet er darum, im nächsten Gottesdienst eine Fürbitte für ihn zu sprechen. Für seine „schwarze Seele“, wie er sagt. Damit hätte die Geschichte enden können. Ein gestohlenes Kreuz, ein stiller Rücklauf, ein Milieu-Großzügiger mit Restgewissen – aber es geht weiter.
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Die Beerdigung des Dummse Tünn
Der Dieb war aus dem eigenen Umfeld.
1997 stirbt Schäfers Nas mit 61 Jahren an einem Herzinfarkt. Fast 20 Jahre nach seinem Tod erzählt Petra Schäfer, die Witwe, dem Kölner Express was wirklich geschah. Der Täter sei ein Freund ihrer Tochter gewesen. Einer aus der Clique, die „immer klauen gegangen“ sei. Der habe Schäfers Nas, der auch als Hehler einen Namen hatte, das Kreuz angeboten – zum Kauf. Statt Geld gab es vermutlich ein paar Backpfeifen und Schäfer brachte das Kreuz zurück zum Dom. Keine Anzeige, kein Drama. Der Dom-Dieb sei ein paar Jahre später an einer Überdosis gestorben, mit 28 Jahren.
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