Hier macht ein Elefantenbulle sein Gesundheits-Training

Fotos: Kölner Zoo/Werner Scheurer

Von Hong Kayser

Ein Elefant hebt den Fuß, streckt die Ohren, lässt sich tief ins Maul schauen – und das alles freiwillig. Was nach Zirkus klingt, ist modernes Tiertraining mit medizinischem Mehrwert.

Ab sofort können Besucherinnen und Besucher des Kölner Zoos live dabei sein, wenn Elefantenbulle Tarak seine täglichen Übungen absolviert. Und das mit beachtlicher Gelassenheit – immerhin bringt der imposante Riese fast fünf Tonnen auf die Waage.

Ein Bulle in Bestform

Medical Training heißt das Programm, das „Tarak“ nicht nur körperlich fit hält, sondern auch seinen Pflegerinnen und Pflegern hilft, Gesundheitschecks stressfrei durchzuführen. Tägliche Übungseinheiten gehören dabei zur Routine: Der Bulle lernt, auf Kommando seine Füße zu heben, sich die Zähne kontrollieren zu lassen oder gar Blutproben abzugeben – ohne Narkose oder ohne Zwang. Das alles geschieht im sogenannten Protected Contact: Mensch und Tier bleiben stets durch ein stabiles Gitter getrennt. Eine Methode, die der Kölner Zoo seit Jahren erfolgreich praktiziert – und mit der er mittlerweile Vorbild für andere Einrichtungen in Europa ist. Die Trainingssprache ist englisch, nach internationalen Standards.

Elefanten im Kölner Zoo
Das Beinheben ist teil der medizinischen Übung, u.a. zur Nagelkontrolle

Nähe erlaubt – aber bitte mit Abstand

Wer „Tarak“ aus nächster Nähe erleben möchte, sollte sich um 15.15 Uhr beim hinteren Bereich der Elefantenanlage einfinden – direkt gegenüber den Roten Pandas. Dort finden die öffentlichen Trainings statt. Ein Pfleger interagiert mit dem Tier, während ein Kollege das Geschehen kommentiert und spannende Einblicke in den Trainingsalltag und die Elefantenhaltung gibt. Rund 20 Minuten dauert die Vorführung, bei der die Gästen bis auf wenige Meter an den Bullen herankommen – ohne die Sicherheitszone zu verletzen.

Vom Target bis zur Belohnung

Zentrales Werkzeug im Training ist das sogenannte Target – ein schlichter Bambusstab, der als verlängerter Arm des Pflegers dient. Zeigt „Tarak“ das richtige Verhalten, gibt’s einen Pfiff – und eine kleine Belohnung. So wird etwa das Anheben des Hinterbeins ebenso verstärkt wie das Präsentieren des Rüssels oder der Ohren. Ziel ist nicht nur Beschäftigung, sondern auch Prävention: Salben, Spritzen, Pfotenpflege – all das kann durch das Training stressfrei durchgeführt werden.

Der sanfte Gigant im Porträt

„Tarak“, geboren 2005 im Zoo Hannover, ist seit 2022 Kölner. Nach einem Zwischenstopp in Heidelberg ist er heute der amtierende Zuchtbulle im hiesigen Elefantenpark. Mit Erfolg: Am 7. März 2025 kam Sohn Taro zur Welt – der erste Kölner Nachwuchs von „Tarak“. Aktuell leben elf Asiatische Elefanten im Zoo, darunter Leitkuh Kreeblamduan, die erfahrene Shu Thu Zar mit Tochter Leev Ma Rie, und natürlich Tarak selbst – in einem der sogenannten „Bullen-Séparées“.

Sozialleben mit System

Die Elefantenanlage in Köln zählt mit über zwei Hektar Fläche zu den größten Europas. Sie ist in zwei Bereiche unterteilt: einen für Bullen, einen für Kühe. Denn während Elefantenkühe in Herden leben, bevorzugen Bullen eher die Gesellschaft anderer Männchen – oder ihre Ruhe. Der Kölner Zoo ermöglicht dennoch gezielte soziale Kontakte – etwa, wenn „Tarak“ gelegentlich Zugang zur Kuhanlage erhält. So bleibt der Kontakt zur Herde bestehen, ohne dass es zu Reibereien kommt. Die täglichen Medical-Trainings sind keine Show – auch wenn sie unterhaltsam sind. Sie sind Teil einer modernen, tiergerechten Zoopädagogik.

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