Im Dauereinsatz für das RTL-Actionprogramm: Erdogan Atalay, hier bei einem spektakulären Stunt für „Alarm für Cobra 11“. Foto: RTL/RTL+
Von unserer Redaktion
Explosionen im TV, Stille im Atelier: Erdogan Atalay zeigt eine Seite, die viele überrascht. Der „Cobra 11“-Star hat in der Kunst einen Gegenpol zum Drehstress gefunden – und spricht über Glitzer, Geduld und den Kampf mit den eigenen Bildern.
Köln – Seit fast 30 Jahren jagt Erdogan Atalay auf RTL Verbrecher mit quietschenden Reifen und Adrenalinschub. Millionen kennen ihn als Kommissar Semir Gerkhan, als Gesicht von „Alarm für Cobra 11“. Doch wenn die Kameras aus sind, greift der Schauspieler zum Pinsel – und malt Bilder voller Glitzer, Farbe und Fantasie. Zuletzt eröffnete er seine erste Vernissage in den Waltentowski Galerien in Werl, die auch Showgrößen wie Otto Waalkes und Udo Lindenberg vertreten. Uns hat er ein Interview gegeben:
Sie sind bekannt für Vollgas und Explosionen: Wie fühlt es sich an, im Atelier mal die Kontrolle zu haben, statt ständig von Drehbuch getrieben zu sein?
Erdogan Atalay: „Die Arbeit in meinem Atelier ist zwar manchmal etwas einsam, aber auch wunderschön, weil ich machen kann, was ich will. Es gibt niemanden, der mir versucht, etwas vorzuschreiben – der Kampf findet nur mit mir selbst und meinen Bildern statt.“

Was ist schwieriger: eine Hochgeschwindigkeits-Verfolgungsjagd vor der Kamera oder das Ausharren, bis die Farbe endlich trocken ist?
Erdogan Atalay: „Das nimmt sich nicht viel. Ich musste sehr lachen, als die erste große Ausstellung meiner Bilder näher rückte: Es war das gleiche Gefühl, als müsste man eine Premiere am Theater spielen – nur mit dem Umstand, dass ich keine Texte durchgehen musste.
Davon abgesehen ist eine Szene irgendwann im Kasten, ein Bild kann immer noch verändert werden und man muss sich zwingen aufzuhören und auch dort lernen, mit den Fehlern zu leben und es trotzdem zu lieben.“

Sie haben erzählt, dass Sie nach einer Dreh- Verletzung zum Pinsel gegriffen haben. Ist Kunst ist für Sie Therapie, Zufallstreffer oder eine zweite große Liebe?
Erdogan Atalay: „Ich glaube, es ist von allem ein bisschen. Ich habe mich gefreut, einen Ausdruck zu finden, der meiner inneren Romantik entspricht, meine Erlebnisse, Geschichten und Gefühle in meiner Art auf die Leinwand zu bringen. Da ich ein großer Liebhaber von Glitzerwelten bin, können sich Mitmenschen, die meine Arbeit mögen, das Leuchten der Farben und des Glitters zu sich nach Hause holen, um sich wie ich selbst an dem Strahlen zu erfreuen.“
Viele Ihrer Bilder haben verborgene Details, die man erst beim zweiten Hinsehen entdeckt. Ist das so ein bisschen wie bei Ihnen selbst – erst der Actionheld, und dann merkt man: da steckt viel mehr dahinter?
Erdogan Atalay: „Jeder Mensch sieht etwas anderes in allem und letztlich muss es etwas sein, was einen sehr anspricht. Meine Bilder haben alle eine kleine verborgene persönliche Geschichte oder ein Gefühl, das niemand weiß, aber das ist auch nicht wichtig, weil es einen Raum für die eigene Interpretation geben sollte.“
Kunst ist oft sehr still, Ihre Serienrolle dagegen laut und explosiv. Wo fühlen Sie sich mehr „Sie selbst“ – in der Ruhe mit dem Pinsel oder im Chaos am Set?
Erdogan Atalay: „Ich fühle mich überall zu Hause – und still ist meine Malerei nicht, weil die ganze Zeit ein kleines Radio an ist, das mich begleitet. Davon abgesehen schreit mein Inneres, wenn ich es nicht schaffe, das auf die Leinwand zu bringen, was ich wollte …“