Von JOHANNA SCHMIDT
Köln – Gute Ablenkung an usseligen Tagen: Wenn Regen, Wind und Kälte einem den Gang über die Domplatte vermiesen, könnte man sich Köln auch auf die Couch ins Wohnzimmer holen. Wir haben drei richtig gute Filme über Köln geschaut. Guck doch mal!
- Dokumentation Nummer 1: Finanzieller Brennpunkt Kölnberg, die verlorene Trabantenstadt am Rande der Stadt.
- Dokumentation Nummer 2: So schuldig wurde der Kölner Karneval in Hitler-Deutschland. Eine (selbst)kritische Aufarbeitung.
- Dokumentation Nummer 3: Ausflug in die Antike. So sehr prägen uns die Römer*innen bis heute – nicht nur für Geschichts-Nerds.
Polizei im Einsatz: Brennpunkt Kölnberg
Sozial-Dokumentation über den Kölnberg. Kölns Trabantensiedlung am Rande der Stadt. Neun Hochhäuser, bis zu 26 Etagen hoch. In den 70ern als hochwertige Investitionsanlage angepriesen. Heute leben hier 4.000 Menschen wie eingepfercht.
4000 Menschen aus 40 Nationen. Offiziell. Wie viele hunderte hier zusätzlich in der Anonymität abgetaucht sind, weiß niemand. Die Menschen leben in der Regel nebeneinander her. Schon mangels Verständigung.
Foto: S.K.
Die Wohnungen auf dem Kölnberg sind die absoluten Schnäppchen auf dem Kölner Wohnungsmarkt. Freiwillig zieht hier niemand hin. Eine Einraum-Wohnung kostet zur Miete 300 Euro, davon etwa 180 Euro Nebenkosten. Für 8.000 Euro kann man sich eine Immobilie kaufen.
Bei der Rendite wird maximal wenig in die Wohnungen investiert. Ein Kreislauf. Bei diesen Mieten bieten viele Dealer einen Spezial-Service, die sogenannte Konsumentenwohnung. Dort kann vor Ort gekauft und direkt auch gedrückt werden.
2014 klatschte eine Leiche in den Außenbereich des Diakonie-Kindergartens. Wie immer gab es viele aufgeregte Reden. Und das passierte bis heute: im Prinzip nix. Außer, dass die beiden Kitas aus den Hochhäusern auszogen. Zu gefährlich.
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Heil Hitler und Alaaf! Karneval in der NS-Zeit
Die beschämende Rolle des Kölner Karnevals in Hitler-Deutschland. Lange wurde tot geschwiegen, was keiner mehr wahr haben wollte. Geredet wurde wenn über Ausnahmekünstler wie Karl Küpper. Einer der wenigen, der sich widersetzte und dafür von den Nazis jahrelang Redeverbot bekam.
Erst 1933 gab es Bürgermeister Konrad Adenauer – nach der Besatzungszeit und der Weltwirtschaftskrise – erstmals wieder einen Rosenmontagszug in Köln. Die Nazis beteiligten sich daran gerne finanziell – und marschierten dafür mit.
(C) NS-Dokumentationszentrum
Tatsächlich marschierten die jecken Kameraden in den 30ern braun-brav weiter, während nicht-arische Korps-Kameraden mit Anweisung von oben aussortiert wurden. Dafür gab es Zuschüsse von oben. Antisemtische Witze waren Schenkelklopfer auf den Sitzungen. Kölns Ausnahmekomponist Willi Ostermann war schon in den 30ern Mitglied in der NSPAP. Nur ein einziges Mal widersetzten sich die Karnevalisten den Nazis:
Als 1935 die Nazis alle Vereine und Korpsgesellschaften in einem einzigen Verein, dem “Verein Kölner Karneval” gleichschalten wollten. Der sollte die Organisation, dazu gehörten auch Liefer-Verträge übernehmen. Da war Schluss mit lustig. Ihre Vereine (und Klüngel-Geschäfte) wollten die Karnevalisten behalten. Für diese sogenannte “Narrenrevolte” ließen sie sich nach dem Krieg als “Widerständler” feiern.
Der wehrhafte Karl Küpper (*1905 – †1970) machte aus dem im Saal obligatorischen Hitlergruß eine Lachnummer ein. Er betrat die Bühne, hob die Hand und sagte: „Su huh litt bei uns d’r Dreck em Keller!“ (So hoch liegt bei uns der Dreck im Keller!) Oder er fragte, die Hand hebend: „Es et am rääne?“ Ist es am Regnen…
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Booking.comDas antike Köln: Wein, Wasser und Exzesse
Das Jahr 50 nach Christus am Rhein. Etwa 15.000 Menschen leben in Köln aka “Colonia Claudia Ara Agrippinensium” (dt. Claudische Kolonie und Opferstätte der Agrippinenser“. Römer und Ubier, Tür an Tür.
Photo by David Cruz asenjo on Pexels.com
20 Millionen Liter Wasser wurden damals TÄGLICH in Köln verbraucht. Gut 1.300 Liter pro Kopf – mehr als heute.
Das Wasser kam über eine architektonische Meisterleistung via Aquädukt aus der Eifel. Ein zu der Zeit einmaliges Bauwerk, zumindest nördlich der Alpen. Genauso wie die Kanalisation in Köln: Abwasser flossen in den Rhein ab.
Als Durstlöscher bevorzugten die Kölner*innen Weinschorle. Wer Wein pur trank, galt als Säufer*in. Die Römer brachten die Weinreben an den Rhein. Der rheinische Wein wurde – mangels Sonne – meist mit Honig oder Datteln nachgesüßt. Beliebtester Nachtisch damals: ein Apfel. Auch die Apfelbäume haben die Römer an den Rhein gebracht.
Der Ur-Karneval
Höhepunkt des Jahres: die Saturnalien, eine dreitägige Feier zu Ehren des Gottes Saturn. Dem Gott der Aussaat, des Ackerbaus. An den Saturnalien wurde ausgelassen und verrückt gefeiert: Sklaven ließen sich von ihren Herren bedienen, Frauen verkleideten sich als Männer und andersrum, nachts zogen viele auf die Straße und feierten weiter, der Wein floss. Das Ganze fand immer zum 17. Dezember, zur Wintersonnenwende statt: Aber irgendwie kommt einem das doch bekannt vor…
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Einmal Köln-Bonn, bitte
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Quellen: WDR, ZDF info, eigene Recherche
+++ Titelfoto – Kollage: max attenborough/Getty Images Signature; Teka77/Getty Images ; Pablo Rodriguez1/Getty Images Signature via.canva.com