Von ANDREA MATZKER und DR. EGON SCHLESINGER (Text & Fotos)
Köln – Der Kölner Neumarkt war bisher quasi jungfräulich, was römische Entdeckungen angeht. Für Archäologie-Professor Marcus Trier und sein Team keine Überraschung: Bisher wurde hier nie wesentlich gebaut. BIS JETZT! Bei den Bauarbeiten zum geplanten neuen Brunnen auf dem Neumarkt, tauchte ein römisches Bad auf.
In dem relativ kleinen Schacht der vier Meter tiefen Technikanlage für den neuen Brunnen wurden Teile einer römischen Wohnanlage zu entdecken. Die wurde erst nachträglich mit einem privaten Bad ausgestattet. Für uns haben Andrea Matzker und Dr. Egon Schlesinger die Ausgrabungen mit dem Archäologie-Experten besichtigt.
Von den 50 Tagen, die den Archäologen zugestanden wurden, um Funde zu sichten, zu reinigen, zu bestimmen und zu katalogisieren, sind bereits mehr als 30 Tage verbraucht. In knapp zwei Wochen muss alles Kulturgut aus der Baugrube gesichert werden, dann geht der Brunnen-Bau weiter.
Das gute Leben der Römer in Köln
Erste Erkenntnisse aus dem spektakulären Fund am Neumarkt: Die (wohlhabenden) Römer ließen es sich damals gut gehen in Köln. Ihre Wohn- und Badekultur war luxuriös. Es gab bis zu 50 Grad heißes Wasser, außerdem auch lauwarmes und kaltes Wasser, wie in einer Luxussauna.
Die Raumtemperatur wurde durch die Heizanlage reguliert, die gleichzeitig als Fußbodenheizung diente: Durch ein Feuer gestiftete heiße Luft zirkulierte über einen Schürkanal durch die Pfeiler unter dem Boden der Wohnung.
Die Römer verfügten bereits über einen besonders hitzebeständigen Mörtel, der Wand und Mauern auch bei großer Hitze zusammenhielt. Man sieht noch rosa bis orangene Überreste davon an den Steinen. Was heute in der römischen Anlage an Bau-Materialien fehlt, wurde in der Vergangenheit für andere Bauten benutzt.
Die benachbarte Kirche Sankt Aposteln aus dem elften Jahrhundert, zum Beispiel, besteht fast ausschließlich aus römischen Mauerresten, die aus der Erde geborgen und wieder benutzt wurden – aus Kostengründen.
Zentrale Lage für die Reichen
Anhand einzelner Fundstücke können der Archäologie-Professor und sein Team die Entstehungszeit des Römberbads relativ klar eingrenzen. Dazu gehört ein Stück des Badezimmer-Fußbodenbelages aus grünem Cipollino-Marmor, der damals aus Griechenland importiert wurde und den Reichtum der Bewohner zeigt. In dieser zentralen Lage zwischen Stadttor und den Hauptachsen der römischen Innenstadt konnte sich nicht jeder eine Wohnung leisten – wie heute.
Bemalte Wandputzreste lassen erahnen, wie prächtig diese Badeanlage ausgeschmückt war. Ein kleines Stück Argonnensigillata, eine Töpferei aus den Argonnen (heutiger Nord-Osten Frankreichs), erlaubt die Einstufung des Fundes auf das späte vierte oder das frühe fünfte Jahrhundert.
Im Gegensatz zur mittelalterlichen Schicht, in der gerade mal eine einzige Münze gefunden wurde, fanden die Archäologen in der römischen Schicht bisher rund 50 Münzen. Die meisten davon sind ziemlich korrodiert und müssen erst behandelt werden.
Eine Münze zeigt deutlich und klar den Kaiser Valens, der von 364 bis 378 regierte. Er starb unter dubiosen Umständen. Für den bedeutendsten Geschichtsschreiber dieser Zeit, Ammianus Marcellinus, bedeutete diese Periode den Anfang vom Ende des Römischen Reiches. Sein Geschichtswerk, die „Res Gestae“, enden mit dem Bericht über diese Schlacht von Adrianopel, in der Kaiser Valens höchstwahrscheinlich umkam.
Wenn also noch ganz besonders sensationelle Funde auftauchen sollten, war dies erstmal der letzte Einblick in das Erdreich vom Neumark. Wichtige römische Artefakte aus der Baugrube gelangen in den Fundus des Römisch Germanischen Museums, der Rest wird wieder von Erde und der Technikanlage für den Brunnen überdeckt, sodass auch zukünftige Generationen noch etwas zu entdecken haben.
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