Das Kölner Ehepaar Volker Scholz-Goldenberg und Axel Kraemer im Karneval
Von STEPHANIE KAYSER
Köln – Jahrzehntelang war Homosexualität ein Tabuthema im organisierten Karneval. Vor 16 Jahren traten Axel Kraemer und Volker Scholz-Goldenberg in eine traditionelle Kölner Karnevalsgesellschaft ein. Als erstes schwules Ehepaar.
Glücksgefühle im Kamelle-Regen
Karneval war immer ihr Ding, aber nur von Weiberfastnacht bis Aschermittwoch in der Kneipe oder auf der Straße. Das ändert sich, als ein Freund das Paar einlädt, mit seinem Verein im Rosenmontagszug mitzulaufen. Die beiden laufen im Kamelle-Regen durch Köln. Stundenlang, Alaaf-Rufe, Gänsehaut. Ein Aha-Erlebnis.
Fotos: privat
“Das hat uns so beeindruckt, dass wir es unbedingt wiederholen wollten.” Und das geht nur, wenn man Mitglied in einer dem Festkomitee angeschlossenen Karnevalsgesellschaft ist. Klassisch kölsch halt.
Schwule Ehepaare gibt es hier zu der Zeit noch nicht im organisierten Karneval (zumindest nicht offiziell). Ein Jahr später, 2007 werden die beiden als erste Homosexuelle Mitglieder bei der Karnevalsgesellschaft Alt-Köllen vun 1883.
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Booking.comEngagiert gegen Diskriminierung
Seit 1999 sind Kraemer und Scholz-Goldenberg liiert, seit 2004 verheiratet. Kraemer engagierte sich schon in den 80ern im damaligen Kölner Schwulen- und Lesbenzentrum, Scholz-Goldenberg war in den 90ern im schwul-lesbischen jüdischen Verein YACHAD aktiv. Beide arbeiten bei einer großen Versicherung, auch beruflich gehen beide offen mit ihrer Homosexualität um. Warum sollte sich das jetzt ändern?
Zwei Männer als Funkemarieche
Zu der Zeit liegt das Durchschnittsalter im Verein bei Mitte 60. “Anfangs waren wir schon gespannt, wie die Mitglieder auf uns reagieren. Wir sind gerne auch mal als Funkemariechen oder Stewardessen kostümiert auf den Sitzungen erschienen.” Herren in solchen Kostüme sind damals eine Neuheit.
Auch wenn sicher mal getuschelt wurde, negative Erfahrungen hat das homosexuelle Paar nicht gemacht: “Je länger wir dann in der KG waren, um so offener haben auch die anderen Mitglieder über unser Schwulsein gesprochen. Mittlerweile gibt es eine ganze Reihe Schwuler, darunter auch einige Paare. Wir haben das Gefühl, dass das innerhalb der KG längst kein Thema mehr ist.”
“Hier zählt nur der Mensch”
Und längst ist Rosenmontag nicht mehr der einzige Grund, warum die beiden bei Alt-Köllen sind. Axel Kraemer ist mittlerweile sogar Pressesprecher des Vereins, bis Aschermittwoch ein Fulltime-Job für den Vorruheständler:
“Wir haben wirklich viele Freundinnen und Freunde gefunden, die wir ohne den Karneval nie kennengelernt hätten. Bei Alt-Köllen sind wirklich alle gleich. Egal ob Handwerker, Angestellter, Selbstständiger, Doktor, Professor, Hetero oder Schwuler, hier zählt einfach nur der Mensch und der gemeinsame Spaß am Fastelovend. Eine wirklich tolle Erfahrung für uns.”
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