Fußverkehrsbeauftragter Nico Rathmann und Thorsten Siggelkow (Amt für nachhaltige Mobilitätsentwicklung)
Von ANDREA MATZKER (Text und Fotos)
Köln – Seine Jobbeschreibung hört sich nach Bürokratie pur an. Tatsächlich sorgt Kölns Fußverkehrsbeauftragter – so der offizielle Titel – seit einem Jahr dafür, dass man immer besser zu Fuß in Köln unterwegs ist. Wir waren auf Tour mit Nico Rathmann (38) durch die Stadt – natürlich zu Fuß.
Wenn Kölns Fußverkehrsbeauftragte einen Wunsch frei hätte für Köln? “Viele Fußgängerzonen und und breite Wege mit Beschattung – so dass man dort auch gern lang geht, wenn es 35 Grad sind. Freie Gehwege mit Bäumen, da wäre ich schon zufrieden.”
Breite Wege und gute Sicht
Zwei Sachen sind Kölns erstem Fußgänger besonders wichtig: 1. breite Gehwege in Köln (1,80 Meter, besser 2 Meter breit), damit auch Rollstuhlfahrer und Kinderwagen problemlos passieren können 2. Eine bessere Sicht für Fußgänger beim Überqueren von Straßen und Kreuzungen, um das Unfallrisiko zu minimieren . Ein großer Bestandteil seiner Arbeit: Beratung bei geplanten Verkehrsprojekten hinsichtlich Fußgänger-Bedürfnisse.
Daneben hat Nico Rathmann im vergangenen Jahr auch diverse kleinere Maßnahmen umgesetzt, die das zu Fußgehen in Köln leichter machen. An der Ecke Schaafenstraße/Mauritiuswall ließ er beispielsweise die bundesweit beachtete Markierung aufmalen. Dadurch wurde das ungeschützte Stück auf der Straße für den Fußgänger kürzer, die Sicht besser.
Kleine Maßnahme, große Wirkung
Bereits 2019 wurde der Friesenwall zur Fahrradstraße umgestaltet. Die Gehwege wurden von Hindernissen. wiePostkästen leer geräumt. Die stehen nun in einem sogenannten “Multifunktionsstreifen” auf der Fahrbahn. Auf der Aachener Straße in der City gibt es durch die Umlegung des Fahrradstreifens auf die Straße mehr Sicherheit für Fußgänger. “Eine gute Radverkehrsförderung kommt auch dem Fußgänger zu Gute”, so der Verkehrsexperte.
In Paris sind 60 Prozent der Menschen zu Fuß unterwegs, in Köln sind es nur die Hälfte, genau 33 Prozent. “Paris hat allerdings für die Verkehrsstrategie auch 90 Millionen Euro hinterlegt. Es gibt viel mehr Fußgängerzonen, autofreie Tage, autofreie Gebiete, breite Gehwege, Gehweg-Parken wird durch Poller verhindert, E-Scooter sind mittlerweile gekippt”, sagt der Experte.
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Dabei ist in Köln die Bereitschaft zu Fuß zu gehen, durchaus da. Laut Umfragen sind die Kölner bereit mindestens zwei Kilometer, manche sogar bis zu fünf Kilometer zu laufen, um zum Ziel zu kommen. “Damit ich bereit bin, zu Fuß zu gehen, muss der Weg sicher sein – objektiv und subjektiv. Stören mich die Autofahrer, ist es zu laut, fahren die Autos zu schnell, kommt mein Kind sicher zur Schule? Das kann objektiv vielleicht mit ‘ja’ beantwortet werden, subjektiv aber mit ‘nein’.”
Mehr Fußgänger, weniger Straßenverkehr, weniger Lärm, eine besser Luftqualität, mehr soziales Miteinander und Entschleunigung in der Stadt. Damit die Menschen zu Fuß gehen, müssen sie etwas geboten bekommen, so Untersuchungen.
Ehrenstraße wird Wohlfühlstraße
“Wenn das Erdgeschoss interessant ist, wirkt der Weg viel kürzer, da gehen wir gerne spazieren”, sagt Nico Rathmann. Ein weiterer Faktor, der zum Spazierengehen anreget, sind Bäume und eine Bank alle 200 Meter. “Da fühlt man sich wohl zu Fuß.”
Um die Menschen zur Bewegung zu animieren, müssen die Wege attraktiv gemacht werden. Die Ehrenstraße ist aktuell in der Umbauphase. Vergangenes Jahr wurde sie zur Fußgängerzone, demnächst soll sie zur “Wohlfühlstraße” ausgebaut werden, mit Begrünung und Stadtmöbeln. Langfristig sollen acht autofreie Zonen in Köln geschaffen werden.
Kölns Fußverkehrsbeauftragter gehört zum Amt für nachhaltige Mobilitätsentwicklung, das vor einem Jahr gegründet worden ist. Amtsleiter ist Thorsten Siggelkow. Demnächst wird die Fußgänger-Lage in Kalk und Nippes gecheckt. Dabei geht es um das Entfernen alter Schilder, fehlende Ampel, zu hohe Bordsteine, fehlende Markierungen, falsche Schildern.
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