Von STEPHANIE KAYSER und DOMINIK SOMMERFELD (Fotos)
Köln – Dezent verkleidete Fenster, eine massive Holztür. Ein paar Stufen nach unten und du bist in einer anderen Welt. Von außen erkennt man NICHT, was einen im “Lorbass” im Belgischen Viertel erwartet.
Schwarz-weiße Fliesen auf dem Boden, eine antike New Yorker Original-Bar, rote Lounge-Sessel und Sitzecken. Alles dezent und unaufgeregt. Dabei ist das Angebot das Gegenteil: Das Lorbass hat allein mehr als 50 (!!!) Gin-Sorten auf der Karte. Vor 16 Jahren hat sich Bartosz Bramborski (42) mit der Bar einen Cocktail-Traum erfüllt.
Die Klassiker sind King
Während die Spirituosen-Industrie jedes Jahr den Markt mit neuen Trends flutet, konzentriert sich das Lorbass aufs Wesentliche: “Früher galt: um so mehr, um so besser. 200 Cocktails auf einer Karte, ganz normal”, erzählt der Bar-Chef: “Heute versuchen wir die Karte weiter zu verkleinern, Schwerpunkte zu setzen. Die Gäste sollen nicht überfordert werden. Die Leute kommen wegen der Klassiker wie Margarita oder Mai Tai zu uns – und wegen unserer Eigenkreationen.” Und manchmal auch einfach nur auf ein leckeres Sion Kölsch.
Foto: Roland Breitschuh
Alle sechs Monate wird die Getränke-Karte im Lorbass erneuert. “Natürlich für den Gast, aber auch für uns. Wenn du 16 Jahre lang immer dasselbe mixt, wird es irgendwann langweilig. Und das schmeckt man. Es kommt immer mal wieder was Neues dazu. Ein Gast hat uns letztens Bananen-Rum empfohlen. Ich war anfangs sehr skeptisch. Aber der Rum hat mich und vor allem die Gäste überzeugt. Heute ist er auch auf der Karte.”
Die teuerste Flasche im Lokal ist übrigens eine Flasche “Remy Martin Louis XIII ” Cognac. Preis: gut 3.000 € im Einkauf. Der verstorbene Künstler Prince hatte den Edel-Cognac auf seiner Sonderwunsch-Liste für sein Köln-Konzert 2011. Getrunken hat Prince ihn nicht. Heute kann man genau diesen Cognac für 354 € das Glas im Lorbass probieren.
Das Lorbass als Film
@yes.we.koeln ᴬⁿᶻᵉⁱᵍᵉ 🍹🍷🍺 Ich trink mir heute die Kugel. Gesehen im Lorbass in der Antwerpener Straße im Belgischen, eine der besten Adressen für Cocktails ✌🏽 #köln #cologne #liebedeinestadt #cocktails #bar ♬ Originalton – YES WE KÖLN ✌🏽
Wein aus dem Meer
Das neueste Projekt des Bar-Chefs ist “Coral Wine”. Hier wird die Weinflasche erst mit einem speziellen Harz bearbeitet und dann mindestens zwei Jahre in 20 Meter Meerestiefe gelagert. Gesichert in einem Käfig, damit nichts wegschwimmt. “In dieser Tiefe ist die Wassertemperatur relativ stabil, der Wein verändert seinen Geschmack und lagert perfekt. Wir haben aktuell etwa 20.000 Flaschen vor Dalmatien im Meer”, erzählt Bartosz. Eine Flasche kostet 75 Euro.
Vom Adlon in Berlin zum Lorbass in Köln
Nach außen ist der Lorbass-Chef sehr dezent und bescheiden, tatsächlich hat er jahrelang aber quasi alle Cocktail-Wettbewerbe in Europa gewonnen. Das Lorbass gilt bis heute als eine der besten, wenn nicht sogar als DIE beste Cocktail-Bar von Köln. Aber das ganz ohne Attitüde.
“Einen guten Drink kann man sich auch zuhause machen. In eine Bar gehe ich nur, wenn ich mich wohl fühle, wenn die Atmosphäre stimmt”, erklärt Kölns Cocktail-Meister: “Ich wollte nie einen spießigen Laden haben, wo sich alle im Flüsterton unterhalten müssen. Wo jeder von oben bis unten gemustert wird. Bei uns wird am Wochenende ab 22 Uhr auch die Musik aufgedreht. Gute Drinks und gute Stimmung”
Gelernt hat Bartosz im Luxus-Segment. Seine Ausbildung macht er im weltberühmten Adlon in Berlin, arbeitet danach in Edel-Clubs in Österreich und auf Mallorca. Da kommt das Angebot vom Intercontinental in Köln. “Harry’s New York Bar” gilt damals als eine der besten Hotelbars in Deuschland. Bartosz will ein halbes Jahr bleiben und dann weiter ziehen. Es kommt anders.
Das Special: Cocktails mit Bubble
Die Liebe kam bei Schampus und Kölsch
Kaum in Köln verliert Bartosz sein Herz. Zwei ältere Kölnerinnen bestellen bei ihm an der Hotelbar eine Flasche Schampus: “Aber vorher schon zwei Kölsch.” Kein Mensch will Bier vor Champagner, denkt sich Bartosz damals und schenkt den Damen vorab zwei Champagner “aufs Haus” ein. “Aber da gab es massiven Einspruch: ‘He, junger Mann, wir wollten doch KÖLSCH!!!'”
Menschen, die sich über kostenlosen Champagner beschweren, weil sie lieber Bier wollen?! “Da hab’ ich verstanden, dass diese Stadt ganz ANDERS ist.” Das hat mir gefallen Statt weiter in den Top-Häusern der Welt zu arbeiten, lässt sich Bartosz mit der anderen großen Liebe, seiner Frau am Rhein nieder und eröffnet seine eigene Bar. Der Name ist seiner schlesischen Großmutter gewidmet: Die hat ihn immer Lausbub, Lorbass, gerufen.
Es geht auch geschlossen
Vor allem am Wochenende hat das Lorbass extremen Zulauf. “Die meisten Gäste kommen gezielt zu uns, aus Köln, aber auch aus der Umgebung.” Neben dem Tagesgeschäft an der Bar hat sich das Lorbass für kleine, feine Cocktailpartys einen Namen gemacht – längst über Köln hinaus.
Zuletzt haben die Wolfsburger Fußballdamen hier ihren Sieg gefeiert. “Im Tagesgeschäft lohnt sich eine Küche für uns nicht. Aber bei geschlossenen Gesellschaften bieten wir auch Catering an, von Finger Food bis zum Vier-Gänge-Menü. Wir haben eine voll eingerichtete Gastro-Küche in der Bar, arbeiten mit mehreren Küchenchefs zusammen”, erklärt Bartosz Bramborski.
Zu den Kunden gehören in diesem Bereich auch der 1. FC Köln, die Konzertagentur Dirk Becker oder die Immobiliengruppe Engel & Völker. “Wir haben aber auch schon runde Geburtstage, Familien- und Weihnachtsfeiern ausgerichtet.” Beliebt vor allem bei Junggesellenabschieden sind die Cocktailkurse, die das Lorbass anbietet. Schütteln oder Rühren, großes oder kleines Glas, mit oder Obst-Garnitur und wie schenkt man richtig ein: Hier gibt es Nachhilfe vom Meister.
Foto: Roland Breitschuh
Bestseller, Publikum & Preise
>>> Bestseller
- Viele Gäste kommen für die Cocktail-Klassiker, Margarita, Mojito oder Mai Tai, lassen sich eine der Eigenkreationen des Lorbass empfehlen oder einfach auch mal für ein lecker Sion Kölsch
>>> Publikum
- Publikum: zwischen 20 und Mitte 60 Jahren, wenig Lauf-Publikum, die meisten kommen gezielt. Wenn der FC spielt, ist die Frauenquote im Lorbas extrem hoch (hier wird KEIN Fußbal übertragen).
>>> Preise
- Cocktails: die meisten kosten um die 11 €
- Wein: das 0,2l-Glas ab 7 €, die Flasche ab 29
- 0,33l-Sion Kölsch und Soft Drinks für 3,80 €
Alle Infos auf einen Blick
- Adresse: Antwerpener Str. 34 im Belgischen
- Öffnungszeiten: Mit. & Do. 20 bis 2 Uhr, Fr. & Sa. 20 bis 3 Uhr
- Kontakt: info@lorbass-bar.de
- Internetseite: Lorbass Bar & Lounge
- Im Tages-Angebot: sehr viel zu trinken, KEIN Essen
- Specials: Cocktail-Kurse buchbar für 10 bis 30 Personen
- Catering für geschlossene Gesellschaften möglich bis 120 Personen (Gastro-Küche vor Ort)
- Parken: Parkhaus in der Maastrichter Straße um die Ecke
- ÖPNV: Haltestelle Friesenplatz oder Köln West Bf, dann noch 450 Meter zu Fuß
Unsere Gastro-Reihe “Veedels-Fundstücke” wird präsentiert vom
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