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GASTRO-CHECK KÖLN – Was kann das neue Augustiner in der Altstadt?

Von LEO LUDWIG*

Köln – Was gab es für einen Aufschrei: Eine bayrische Brauerei kommt an den Heumarkt! Kulturschock in der kölschen Altstadt? Iwo. Kurz vor Weihnachten eröffnete das „Augustiner“ aus München sein Brauhaus im ehemaligen „Maredo“. Der rege Zuspruch von neugierigen Kölnern und Domstadt-Touristen dürfte den Vorwurf der kulturellen Verfremdung wegwischen. So auch am verregneten Januar-Abend, an dem wir hereinschauen.

Bye-bye, Steakhaus-Kette

Vom früheren Steakhaus-Tempel ist nichts mehr zu sehen: ein einladender Brauhaus-Gastraum, dunkelbraunes Holzinterieur, rustikale Tische und Stühle, ein bisschen kölsches Flair mit alten Bildern und Stichen. Gut gefüllt ist der Laden an unserem Testabend am Wochenanfang. Touris, ein paar kölsche Kraats, gar ein Paar staatse Kerls in Uniform aus einer Traditionsgesellschaft sind da.

früher Maredo, heute Augustiner in köln
Direkt am Heumarkt-Entree: früher Maredo, heute Augustiner

Wir haben nicht reserviert. Die Bedienung im dunklen Janker scheint am Empfang mit der Frage nach einem Platz für zwei noch etwas überfordert, schaltet dann aber doch schnell und setzt uns ans Fenster unter eine mittelalterliche Stadtansicht von „Colonia Agrippina“.

*Unabhängig, kritisch und immer auf der Suche nach einem neuen Gaumenschmaus in Köln. Unser professioneller Test-Esser “Leo Ludwig” ist ein Insider der Kölner Gastro-Szene. Er besucht die Restaurants als normaler Gast und zahlt für seine Rechnungen. Um auch in Zukunft unbestechbar und unauffällig testen zu können, schreibt er bei YES WE KÖLN unter einem Pseudonym. Die ehrliche Gastro-Kritik.

Der Geräuschpegel ist zwar hoch, die Gäste aber beseelt und die bajuwarischen Kellnerburschen auf zack. Die Getränke kommen schnell. Zum Start gibt’s ein Halbes Helles von Augustiner (0,5l; 4,80 Euro) und eine Spezi (0,5l; 5 Euro). Letztere kennt der Kellner offenbar nicht: „Wir haben nur Mezzomix.“ Egal, das Marken-Mischgetränk erfüllt seinen Zweck. Das Helle schmeckt süffig, im Verlauf des Abends kommen noch mehrere Halbe an den Tisch. Etwas albern: für Stangen-verliebte Kölner gibt’s die Mini-Größe in 0,25 Liter.

Käsespätzle & Schweinsbraten

Auch zackig können wir  im Anschluss unseren Essenswunsch loswerden: den „Knusprigen Schweinsbraten“ in Dunkelbiersoße, mit Kartoffelstampf und Krautsalat (16,90 Euro) und die „Kasspatzn“, Eierspätzle in Bergkäse mit geschmorten Zwiebeln und Röstzwiebeln (13,90 Euro).

Eierspätzle im Augustiner in Köln
Bisschen wenig Würze, trotz Bergkäse: Die Käsespätzle sehen zumindest optisch top aus

Nach weniger als einer Viertelstunde kommt das Essen. Der Schweinsbraten schaut gut aus, die Soße ist würzig. Fleisch, Stampf und Krautsalat (sehr lecker!) sind schnell verputzt. Die Käsespätzle sehen optisch ansprechend aus. Doch geschmacklich kommen sie etwas fad und drüsch daher. Das kann auch der Bergkäse nicht retten. Ein frischer geschmacklicher Tupfer wie Preiselbeeren hätte geholfen.

Schweinsbarten mit Stampf im Augustiner in Köln
Sehr zu empfehlen: der Schweinsbraten mit Dunkelbiersoße, leider übersichtliche Portion

Schwäbische Portionsgrößen

Nur: Satt sind wir beide leider nicht. Wer bajuwarisch-zünftige Mengen erwartet, wird enttäuscht. Vielleicht ist das so gewollt? Zumindest ist problemlos Platz für einen Nachtisch. Da ist die Auswahl klein: Bayerisch-Creme (6,90 Euro) oder Apfelstrudel mit Vanilleeis (7,90 Euro). Wir nehmen beides. Die Creme kommt als Tassen-Dessert daher, schmeckt bombig  – und überzeugt. Nicht so der kalte Strudel. Er war vielleicht in der Küche mal lauwarm. So bringt er aber weder Vanilleeis, noch Gästeherz zum Schmelzen.

Gesamtnote: 3+

Mit einer weiteren Runde Helles lassen wir den Abend ausklingen. Fein. Das geplante Ende lässt dann doch noch auf sich warten. Unser Kellner scheint sein räumliches Sehen für uns verloren zu haben. Es dauert etwas, bis wir endlich zahlen können. Start-Schwierigkeiten könnte man das nennen. Wir sind uns aber einig: Wir wollen wiederkommen! Trotzdem oder gerade deswegen.

Bayerisch-Creme, Nachtisch im Augustiner in Köln
Bayerisch-Creme im Augustiner: EIN TRAUM!
apfelstrudel im augustiner in Köln
Ziemlich kalter Apfelstrudel mit kaltem Eis beim Test

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zuerst veröffentlicht am 11. Januar 2023

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