SOCIAL-MEDIA-JOBS – Was habt ihr eigentlich mit “Obstkörben”?

Von ANNA DA SILVA

Köln – Thema heute: Stellenanzeigen, die abfucken. Fokus wird dabei auf OBSTKÖRBE gelegt. Denn die scheinen das Nonplusultra in der Kölner Medienszene zu sein. Zumindest hat Uni-Absolventen Katy* (Name geändert) die Erfahrung gemacht.

Katy will nach Köln ziehen und sucht aktuell einen Job als Social-Media-Managerin am Rhein. Eine Suche, die Fragen aufwirft – vor allem zu Obstkörben. Ein Erfahrungsbericht:

„Bisher war ich eher der Gemüsetyp, jetzt sattele ich zwangsweise um. Auf Obst. Denn außer dem täglichen Obstkorb – natürlich für ALLE im Büro – kriegt man als künftige Social-Media-Managerin nicht viel geboten. Abgesehen von 1200 netto und einem Gratis-Parkplatz neben dem Büro. Aber da ich kein Auto habe und mir von 1200 netto in absehbarer Zeit auch keins kaufen kann, ist der nebensächlich.

Liebe Personaler*innen, ihr wollt die nachhaltig eierlegende Social-Woll-Sojamilch-Sau: Hier fünf Vorschläge, wie ihr eure Traum-Bewerber*innen NICHT schon mit der Stellenanzeige abschreckt. 

1. Obstkörbe für den Po

Die wichtigste Information vorab: Was dem Banker sein Dienstwagen ist der Social-Media-Managerin NICHT der Obstkorb. Wenn man laut Stellenbeschreibung voraussichtlich 12 Stunden täglich arbeiten muss, dann bitte ein anderes Goodie als einen Obstkorb (und 1.200 Euro netto im Monat).  

Info an die Agentur, die ein „kreatives Köpfchen“ sucht, das (Achtung) „wenn es schnell genug ist, täglich frisches Obst“ haben kann. Bei der Anzeige hab’ ich spontan kreative Köpfchen-Schmerzen bekommen und außerdem Knie. (Und ich weiß nicht, wo mein Sport-BH liegt.)

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Der vermutlich gesündeste Job der Welt…

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2. Parkplätze für den Po

In fast jeder Social-Media-Anzeige werden die Gratis-Parkplätze am Büro angepriesen. Gut durchgehangene Information an die Personalabteilung: Viele Menschen fahren bewusst KEIN Auto (gab vor Corona mal sowas wie “Fridays for Future”). Aber ihr sucht die super-innovativen Digital Natives, die von einem Parkplatz angezogen werden. Oder wie. Oder was. Voll innovativ auf alle Fälle NICHT.

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3. Kreative Abzocke für den Po

Warum bezahlen, wenn’s auch umsonst geht. Schon mal von einer coolen “Creative Challenge” in einer Stellenanzeige gelesen? Eine gute Gelegenheit, gute Ideen kostenlos zu verschenken. OMG und wow!

Zusätzlich zu Lebenslauf, Anschreiben und Arbeitsproben darfst du in der Creative Challenge direkt einen ziemlich konkreter Kampagnen-Vorschlag ausarbeiten (eine ziemlich konkrete Produkteinführung im Fashion-Bereich). Nehmen wir mal an, 30 Personen bewerben sich auf den Job. Wohin mit den ganzen guten Gedanken. Gerüchteweise soll manche Agentur wochenweise Stellenanzeigen schalten. Ist billiger als ein Creative Director. 

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4. Dämliche Duzerei für den Po

Zwanghaft zwanglos. Sobald es um Social Media geht, werden alle locker – nicht nur beim Thema vernünftige Bezahlung, sondern auch beim Thema Umgangston. Standardmäßig wird in jeder Stellenanzeige geduzt. Völlig in Ordnung. Aber scheinbar nicht in Ordnung, wenn  – trotz „flacher Hierarchien“ – zurückgeduzt wird.  

Fand zumindest der „Karl-Heinz“, Personalmensch eines großen Gartenbau-Betriebs . Der war zwar in der Anzeige kuschelig auf Du-Kurs war, fand aber mein „Hallo Karl-Heinz“-Anschreiben viel zu locker. Via Sekretärin ließ der “Karl-Heinz” der „Sehr geehrten Frau X“ ausrichten,  dass sie „aus einer Vielzahl von Bewerbungen nicht in die engere Auswahl genommen wurde“.

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5. Flache Hierarchien für den Po

„Flache Hierarchien“ in der Stellenanzeige sind wie die Hütchenspieler am Ballermann. Irgendwann kommt doch eine Person vorbei, die darauf reinfällt. Wenn es wirklich flache Hierarchien gibt, spricht kein Mensch drüber. Wenn die flachen Hierarchien- im besten Fall noch in Kombination mit „Start-Up-Atmosphäre“ betont werden, kannste dich schon mal warm laufen…

Fazit: Mal zehn Minuten hinsetzen und nachdenken, liebe Personaler:innen. Seht es als Creative Challenge. Eine super-fancy Chance zu zeigen, dass ihr mindestens so gut seid, wie die Leute, die ihr sucht.

P. S. Ich suche übrigens immer noch. Brauche keinen Parkplatz und würde zum Einstand einen Obstkorb mitbringen.“

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Quelle: eigene Recherche

+++ zuerst veröffentlicht am 7.Juni.21

Titelbild: Kollage – Fotos: Diego Cervo via canva.com; PhotoMIX Company/Pexels via canva.com

3 Gedanken zu „SOCIAL-MEDIA-JOBS – Was habt ihr eigentlich mit “Obstkörben”?“

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