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EINE MILLION MAL LIEBE – So kamen die Liebesschlösser nach Köln

Von MIRKO HERING

Köln – Auf einmal hing da Liebe. Vielmehr Liebesschlösser in Köln. Mehr als eine Million Exemplare hängen heute an der Hohenzollernbrücke. Wie das anfing? Die Italiener haben nicht nur unsere Stadt gegründet, sie haben uns auch Amore gebracht…

Mahlzeit: Lecker essen in Köln!

Rückblick: Die Hohenzollernbrücke steht seit 1911. Ab 2008 hängen Schlösser mit Liebeserklärungen am Gitter. Im Herbst 2008 sind es in Köln bei einer ersten Zählung – noch überschaubar – um die 200 (!) Exemplare. 

Niemand weiß, woher der neue Brauch mit den Liebesschlössern in Köln kommt. Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) fragt deshalb per Zeitungsaufrufen: “Wer hat solche Schlösser schon mal irgendwo gesehen und weiß was?”

Die Rückmeldungen ergeben: Vor allem in Italien, im östlichen Ostsee-Raum und in China hängen zu der Zeit auch schon Liebesschlösser. 

Liebesschlösser, Hohenzollernbrücke, Köln
Eine Million Liebesschlösser hängen an der Hohenzollernbrücke

Es begann in den 90ern

Was weitere Recherche ergibt: Auch wenn Reiseführer jeden Ortes jeweils von der angeblich uralten Liebes-Tradition sprechen, gibt es KEINE Belege, dass irgendwo auf der Welt Liebesschlösser vor den 90ern hängen.

In Italien kennt man die „amorchetti“ vor allem in Rom, besonders an den Laternen und Geländern der Milvischen Brücke. Dort sollen laut Untersuchung die ersten Exemplare Mitte der 90er gesichtet worden sein. Das UR-SCHLOSS soll übrigens der italienische Schriftsteller Federico Moccia dort aufgegangen haben – nach eigenen Angaben.

Auch in den Ostsee-Städten Riga (Lettland), Vilnius (Litauen) und vor allem Kaliningrad (Russland) sind Liebesschlösser ein Liebeshit. In Kaliningrad wird quasi nach jeder standesamtlichen Hochzeit ein Schlüssel weggeschmissen – überall frühestens seit den späten 90ern, so das Ergebnis der LVR-Forschung. 

Weltweiter Siegeszug

Genauso wie in China, wo die 爱情锁 auf den Wegen zu bestimmten Tempeln hängen. Dort an Ketten oder Mauern von steil abfallenden Straßenrändern. Laut Forschung haben westliche Tourist*innen die Schlösser-Tradition in den Osten getragen. Vor Ort wurden diese dann lokal angepasst.

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Fazit der Untersuchung

  1. Liebesschlösser haben keine lange Tradition.
  2. Es gibt nationale Variationen.
  3. Vor allem junge Menschen machen bei dem Liebestrend mit.
  4. Für alle Verliebte bedeutend sind: die Symbolik von Schloss und Schlüssel…
  5. …und der Ort. Überwiegend Brücken, aber auf jeden Fall Orte des Übergangs. 

In Florenz und Tirol gibt’s auch Schlösser. Die haben aber mehr mit Drill als mit Love zu tun. Soldat*innen hängen dort am Ende des Militärdienstes die Vorhängeschlösser ihrer Spints auf. Zeichen für die wiedergewonnen Freiheit. Bislang konnte kein Zusammenhang zu den „amorchetti“ hergestellt werden.

Seit wann es die Drill-Schlösser gibt – übrigens ebenfalls unklar. Aber erst ab Mitte der 40er Jahre müssen Soldat:innen ihr eigenes Schloss mitbringen. 

Es soll ja tatsächlich Leute geben, die mehr als ein Schloss in Köln haben…

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zuerst veröffentlicht am 17. Mai 2021

Quellen: Hänel, Dagmar; Uhlig, Mirko / LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte (Hrsg.) (2008): Ein Vorhängeschloss für die ewige Liebe. In Köln etabliert sich ein neuer Brauch. Bonn; eigene Recherche

Cover/Montage: dscz/Getty Images; Hirug/Getty Images Signature über canva.com;

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