Prösterchen! Foto: Roland Breitschuhl
Von unserer Redaktion
Köln – Kölsch ist mehr als ein Bier. Kölsch ist Haltung, Dialekt, Lebensgefühl – und ein verdammt gutes Getränk, wenn man’s richtig versteht. Wer in Köln lebt oder zu Besuch ist, kommt an diesem goldenen Gesöff nicht vorbei. Und das ist auch gut so. Denn Kölsch trinken heißt: dazugehören. Oder es wenigstens versuchen.
Aber wat es dat eigentlich, dieses Kölsch? Fangen wir technisch an – ganz unromantisch: Kölsch ist ein obergäriges, helles Vollbier mit rund 4,8 % Alkohol. Es darf ausschließlich in Köln (oder ganz genau: im sogenannten „Kölsch-Konventionsgebiet“) gebraut werden und muss glanzklar, hellgolden und schlank im Geschmack sein. Klingt jetzt ein bisschen wie ein Reinheitsgebot auf Karneval – ist aber eine ernst gemeinte Sache. Denn die Brauereien haben sich 1986 in der sogenannten Kölsch-Konvention darauf geeinigt, was ein echtes Kölsch sein darf. Und was nicht. Alles andere ist Alt. Oder schlimmer.
Mehr als Bier: Kölsch als Haltung

Foto: Gaffel/Valery Cloubert
Wer Kölsch nur im Glas sucht, hat den Rest nicht verstanden. Kölsch ist auch der Dialekt, in dem man mit Fremden spricht, als würde man sich seit dem Sandkasten kennen. Kölsch ist die Art, sich an der Theke zu duzen, auch wenn man sich noch nie gesehen hat. Es ist dieses „Kumm, setz dich“ von der Oma in Nippes, obwohl du eigentlich nur nach dem Weg gefragt hast. Kölsch ist das freundliche, leicht melancholische Grundrauschen der Stadt.
Und ja – Kölsch ist auch ein bisschen Sturheit. Frag mal einen Kölner, ob er auch mal Alt trinkt. Oder Berliner Weiße. Du wirst Blicke ernten, die zwischen Verachtung und Mitleid pendeln.
Die Magie der Stange: Kölsch als soziales System
Dabei ist Kölsch gar nicht mal so ein lautes Bier. Kein Hopfenbrett, kein IPA-Gewitter. Es ist fein, frisch, fast ein bisschen zurückhaltend. Ideal für lange Abende, zum Nebenbeitrinken, zum Anstoßen ohne Prolligkeit. Kölsch ist sozial. Man trinkt es im Stehen, im Kreis, aus diesen schmalen 0,2-Gläsern – den sogenannten „Stangen“. Damit es frisch bleibt. Und damit die nächste Runde nicht lange auf sich warten lässt. Denn leer ist hier gleichbedeutend mit: „Ich will noch eins.“
Das System funktioniert fast wie Magie: Du hebst dein Glas, der Köbes – der traditionelle Kellner mit Schnauzbart und meist ruppigem Charme – stellt wortlos ein neues hin. Erst wenn du deinen Bierdeckel aufs Glas legst, endet der Strom. Eine stille Absprache zwischen dir und dem Leben.
Kölsch ist also auch Vertrauen. In den Moment. In die Theke. In die Stadt.
Kölsch ist ein Gefühl – und du gehörst dazu

Wer in Köln Kölsch trinkt, wird automatisch Teil eines unsichtbaren Netzwerks. Du wirst nicht gefragt, ob du dazugehören willst – du tust es einfach. Selbst wenn du aus Düsseldorf kommst (aber sag das vielleicht nicht gleich beim ersten Glas).
Und übrigens: Die Brauereien streiten sich untereinander, welche Sorte nun die beste ist. Früh, Reissdorf, Gaffel, Sion, Päffgen – jeder schwört auf seins. Und das ist auch gut so. Denn Kölsch ist Geschmackssache. Im wörtlichsten und übertragenen Sinne.
Zum Schluss noch dies: Wenn du irgendwann in einer kölschen Kneipe sitzt, die Fenster beschlagen, das Kölsch vor dir auf dem Bierdeckel, um dich herum Lachen, Singen, lauwarme Diskussionen über Fußball und Gott – dann wirst du’s spüren. Dieses Gefühl von: „Hier ist gut.“ Und du wirst es nennen können. Es heißt: Kölsch.
Worüber sprechen die beiden? Da fängt die Seherin wieder an zu lachen: „Tatsächlich über alles: Sex, Drugs und Rock ‘n’Roll! Wir lachen unglaublich viel. Ab und zu muss ich Calvin mal erklären, wie man sich richtig benimmt, aber er hält mittlerweile schon die Tür auf und hilft in den Mantel. Wir haben unglaublich viel Spaß zusammen.“ Und sie ergänzt ernst: „Ich empfinde unsere Freundschaft als extrem bereichernd!“
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