Charotte Feindt bei einer Modenschau 2013 in Köln Foto: WENN/Alamy
Von STEPHANIE KAYSER
Köln – Zu ihren Glanzzeiten holte Charlotte Feindt die Welt-Prominenz nach Köln. Die russische Polit-Legende Michail Gorbatschow (†91), die italienische Filmgöttin Gina Lollobrigida (†95), Außenminister a. D. Hans-Dietrich Genscher (†89). Ihre prominentesten Gäste sind heute tot. Kölns prominenteste Gastgeberin (†99) auch.
“Keiner hat etwas mitbekommen, niemand hat was erzählt – wir haben auch keine Information bekommen. Wir waren richtig geschockt, als wir kürzlich hörten, dass Charlotte tot ist”, erzählten uns TV-Legende Jean Pütz (86) und seine Frau, Autorin Pina Coluccia (55). Das prominente Kölner Paar gehörte jahrelang zu Feindts Stammgästen.
Kölns Benefiz-Lady starb bereits im Mai 2022. Veranstaltungen fanden aber zu der Zeit kaum statt, wegen Lock-Down und Corona hatte die Kölner Gesellschaft wenig Kontakt. Dass die Feindt verstarb, ging unter. In den letzten Lebensjahren war es ruhig geworden um die, die Jahrzehnte lang im Scheinwerfer-Licht stand.
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Egal ob Super-VIP oder Normal-Promi, hatte einen die Feindt erstmal in den Fingern, ließ sie nicht locker, bis der Geldbeutel geöffnet wurde. Oder zumindest eine Zusage für den Besuch ihrer Gala drin war.
Für den guten Zweck konnte sie richtig nervig sein. Aber weil man sie in Köln kannte, ließ man sich in der Regel nie auf eine Diskussion ein. Lieber direkt Portemonnaie auf, sparte Zeit. Und Gnade dem, der es sich mit ihr verscherzte: Die Feindt hatte ihre Prinzipien.
Die Feindt live
Kämpferin an vielen Fronten
Mit ihrer Nikolausgala, die Jahrzehnte lang im Dom Hotel statt fand, sammelte sie zuletzt für die Herzstiftung von Barbara Genscher. Sie sammelte auch für Unicef, die Kölner Opferhilfe, Hannelore Kohls ZNS-Stiftung, Christiane Herzogs Mukoviszidose-Stiftung. Mehr als eine Million Euro sollen über die Jahrzehnte zusammen gekommen sein.
2011 der Ritterschlag für eine Benefiz-Lady: Die Stiftung des Kölner Herzzentrums richtete ihr eine Art Unter-Stiftung ein – die Charlotte-Feindt-Stiftung. Ihrer Benefiz-Karriere in Köln hatte mal 1983 mit einer Party mit 30 Personen in ihrer Kellerbar angefangen.
1983 war ihr Mann gestorben. Ohne Arbeit wäre sie verrückt geworden, erinnerte sie sich. Nur drei Jahre später machte sie nach eigenen Angaben das erste Mal den kleinen Saal Maritim voll. Köln hatte eine neue Benefiz-Sensation.
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Foto Imago/Lumma
Mysteriöse Herkunft
1962 waren das Ehepaar Feindt mit Sohn von Berlin nach Köln gezogen, erzählte sie 2013 dem Kölner Stadtanzeiger. In Berlin soll die Familie ihres Mannes mehrere Kinos betrieben haben, entsprechend vermögend gewesen sein. Über ihre eigene Herkunft pflegte die Feindt über Jahrzehnte ein sorgfältiges Image. Sie selbst käme aus einer begüterten Kaufmannsfamilie erzählte sie 2013 der Zeitung Welt: “Wir haben immer ein großes Haus geführt.”
Teilweise passten ihre Schilderungen nicht zusammen, aber das störte niemanden. Im Interview mit dem Top Magazin erzählte sie 1999, dass sie im Jahr 1951 ohne Trauschein mit ihrem Mann zusammen gezogen ist. Zur damaligen Zeit gesellschaftlich absolut unmöglich, erst Recht in der “besseren Gesellschaft”. 1957 erst die Hochzeit nach eigenen Angaben, 1959 die Geburt des Sohnes.
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Ein dunkles Geheimnis
Dann der Schock kurz vor ihre 95. Geburtstag. Das ganze Image zerbrach mit einem Knall. Beim Kölner Express meldete sich 2018 die uneheliche Tochter von Charlotte Feindt, Regina Palm (78). Die lebt in den USA. Von ihrer Existenz wusste in Köln niemand.
„Ja, ich habe meine uneheliche Tochter verleugnet“, sagte Charlotte Feindt damals dem Express und gestand: „Sie passte damals nicht in meine neue Familie.“ In diesem Interview erzählte sie, dass sie mit ihrer Tochter in Berlin unter ärmlichen Verhältnissen gelebt hätte. Nach dem Umzug nach Köln hätten sich beider Leben getrennt.
Screenshot: wirtrauern.de
Die Tochter soll Probleme mit Alkohol und der Polizei gehabt haben, die Mutter habe ihren späteren Mann, den Unternehmer Olaf Feindt kennengelernt. Hochzeit sei 1974 gewesen, danach sei der Kontakt abgebrochen.
Die Tochter sei das Ergebnis einer einzigen Liebesnacht gewesen, so erzählte die Feindt: “Als 19-Jährige habe sie sich in einen Soldaten verliebt, der musste an die Front und fiel.” Am Ende war Charlotte Feindt alleine mit unehelicher Tochter im zerbombten Berlin. Damals auch noch minderjährig. Von der Legende der “begüterten Herkunft” blieb nichts übrig.
Der innere Zwiespalt der Charlotte Feindt. Das Gefühl als Mutter auch versagt zu haben. Vielleicht war auch das ein Antrieb für ihr Engagement. Charlotte Feindt wurde mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet und durfte sich ins Goldene Buch der Stadt Köln eintragen.
zuerst veröffentlicht am 28. Februar 2023
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