Foto: Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0
Von STEPHANIE KAYSER
Köln – Der ColognePride ist Europas größte Veranstaltung unter der Regenbogen-Flagge: Der Höhepunkt ist jedes Jahr der große CSD que(e)r durch die Stadt. Mehr als 55.000 in der Parade, mehr als eine Million am Straßenrand. Eine Demonstration gegen Ausgrenzung und Ungleichbehandlung von Menschen, die LGBTQ* lieben.
Die zwei Wochen vor dem CSD gibt es ein großes Rahmenprogramm in der ganzen Stadt: von Lesungen, Diskussionen, Show-Auftritten – von politisch bis Party. Die wichtigsten Fragen rund um den Pride in Köln hier.
- Warum ist der Juni der Pride Month?
- Termine des Cologne Pride
- Der Verein hinter dem ColognePride
- Die politischen Forderungen des Cologne Pride
- Hier kannst du beim CSD mitmachen
Der Geschichte des “Pride Month”
In den 1960er Jahren konnte sich die LGBTQ*-Community in New York nur an wenigen Orten zusammen kommen. Bars, die als Treffpunkte bekannt waren, bekamen keine Ausschank-Lizenz. Am Ende ein lukratives Geschäft für die Mafia, die im Stadtteil Greenwich Village diverse “Privatclubs” ohne Lizenz betrieb.
Regelmäßig fanden in diesen Clubs Polizeirazzien statt, bei denen die Beamten oftmals gewalttätig vorging und die Gäste schikanierte. Verhaftet wurden zumeist Männer in Frauenkleidung. Die Identitäten der anderen Anwesenden wurde erfasst, zum Teil auch in Zeitungen veröffentlicht.
Foto: Deidre Gruß/CCBY-SA3.0
Eine solche Razzia führten Polizisten auch in der Nacht zum 28. Juni 1969 im “Stonewall Inn” in der Christopher Street durch. Doch dieses Mal widersetzen sich die Gäste der Behörden-Schikane. Was geanu der Auslöser für den Aufstand war, darüber ist sich die Forschung nicht ganz einig.
Es könnte der Widerstand der lesbischen Sängerin Stormé DeLarverie gegen ihre brutale Verhaftung gewesen sein. Oder der Flaschenwurf der Transfrau Sylvia Rivera, nachdem sie von einem Schlagstock getroffen worden sein soll.
Die Gäste flüchteten daraufhin nach draußen und bewarfen die Polizisten, die sich in der Bar verbarrikadierten, mit Flaschen und Steinen. Eine Spezial-Einheit musste anrücken. Fünf Tage lang kam es immer wieder zu Unruhen in Greenwich Village. Immer mehr Menschen aus der Community und der Nachbarschaft solidarisierten sich.
Im folgenden Jahr organisierte die Gay Liberation Front im Gedenken an den Stonewall-Aufstand einen Marsch vom Greenwich Village zum Central Park. Der Beginn der Christopher-Street-Day-Parade, dem CSD. International Pride genannt. Während es davor vor allem um Entkriminalisierung ging, zeigte die Community jetzt ihr neues Selbstbewusstsein.
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Booking.comDie Termine des Cologne Pride
Der ColognePride findet vom 24. Juni bis zum 9. Juli in Köln statt. Hier ein Auszug der Veranstaltungen, viele davon kostenfrei. Die Höhepunkte des ColognePride kommen mit dem großen Altstadt-Fest und dem CSD am Schluss.
- 24. Juni: Queeres Charity Event zugunsten Kinderhospiz. Der Spendenerlös dieser Veranstaltung mit abendlichem Benefizkonzert fließt in das Kinder- und Jugendhospiz Regenbogenland. Vom Menschen für den Menschen, ganz egal, welche Identität und Sexualität. Stadthalle Köln-Mülheim, ab 12 Uhr, Eintritt frei
- 26. Juni: Die Stadt Köln zeigt eine Fotoausstellung des „Rainbow Cities Network“ mit dem Titel „Queer Youth“. Die Ausstellung zeigt, wie sich 19 Regenbogen-Städte mit queeren Jugendlichen auseinandersetzen. Stadthaus Deutz, Mo., Mi., Do. 8 bis 16 Uhr, Di. 8 bis 18 Uhr, Fr. 8 bis 14 Uhr, Eintritt: frei.
- 26. Juni: Trans*/nicht-binär & Glaube: Umgang mit „christlichen“ Problematisierungen: Geschlechtliche Vielfalt und Bibel? Eigentlich passt das super zusammen, und wie! WIE genau, das erfahrt ihr bei diesem Seminar. Hybrid! Gemeindezentrum der MCC Köln, Gremberger Straße 68 (Hinterhof), Link nach Anmeldung (info@mcc-koeln.de), 19 Uhr, Eintritt frei
Foto: C.Suthorn / cc-by-sa-4.0 / commons.wikimedia.org
- 28. Juni: 15 Jahre “Die Mumu”. Das Kult-Lokal in der Schaafenstraße feiert Geburtstag. Ab 19 Uhr, Eintritt frei
- 4. Juli: “Der Wirtschaftsweiber e.V. veranstaltet ein *Lesben* After Work Treffen mit einem Speed Networking*. Es geht darum, sich in entspannter Atmosphäre kennenzulernen, sich zu vernetzen und zu empowern. Bring your own bottle! OpenAir im Stadtgarten hinter dem Restaurant, ab 19 Uhr. Weitere Infos & Anmeldung: nrw@wirtschaftsweiber.de
- 6. Juli: Sister Cities Stand Together. Queere Aktivist*innen aus diversen Kölner Partnerstädten, u.a. Kattowitz (Polen), Indianapolis (USA), Cluj-Napoca (Rumänien), berichten auf englisch über die aktuelle Menschenrechtslage für ihre Communities. VHS-FORUM im Museum am Neumarkt, 19 Uhr, Eintritt frei
- 7. bis 9. Juli: XXL-Straßenfest in der Altstadt. Das CSD-Straßenfest ist das größte Straßenfest Kölns und taucht an drei Tagen die Kölner Altstadt in ein stolzes und diverses Licht. Es gibt 60 Stunden Programm auf drei Bühnen. Musik, Show und Politik auf dem Heumarkt, Information, Politik und Musik auf dem Alter Markt und (inter-)nationale DJs am Gürzenich. Freitag von 16 bis 23 Uhr, Samstag von 12 bis 23 Uhr, Sonntag von 22 Uhr.
- 9 Juli: CSD in Köln. Um 12 Uhr startet Kölns bunteste Demo in Deutz, zieht über die Deutzer Brücke, dann weiter Augustinerstraße, Pipinstraße, Hohe Straße, Gürzenichstraße, Schildergasse, Neumarkt, Apostelnstraße, Mittelstraße, Rudolfplatz, Hohenzollernring, Friesenplatz, Magnusstraße, Zeughausstraße, Burgmauer und Komödienstraße. Auf Höhe der Marzellenstraße endet die Parade.
Alle Termine findest du auf der Seite des ColognePride (hier).
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Die Organisation
Hinter dem ColognePride in Köln steht der gleichnamige Kölner Verein. Der wurde bereits 1991 für politische und gesellschaftspolitische Belange von Lesben, Transmenschen, Schwulen, Bisexuellen und queeren Menschen gegründet. Im Oktober 2022 wurde die Umbenennung in ColognePride beschlossen. Davor hieß er “Kölner Lesben- und Schwulentag”.
Foto: Pixabay/rena29
Heute ist der ColognePride einer der größten Lobby-Vereine der LGBTIQ*-Community in Europa. Der Verein ist nicht nur Veranstalter des ColognePride mit dem CSD-Straßenfest und der CSD-Demonstration, sondern engagiert sich aktiv in der Kommunalpolitik und auch überregional in diversen Arbeitskreisen und in der Szene-Arbeit.
Die Forderungen des Cologne Pride
Das Motto des Cologne Price 2023 lautet: „Für Menschenrechte – Viele! Gemeinsam! Stark“. Das sind die Forderungen im Einzelnen:
- Erweiterung des Artikels 3 Absatz 3 des Grundgesetzes um die Merkmale sexuelle und geschlechtliche Identität.
- Bundesweite Aktionspläne gegen Homo-, Trans–, Inter-, Bi- und Queerfeindlichkeit.
- Abschaffung des Transsexuellen-Gesetzes und Einführung eines Selbstbestimmungsgesetzes, an dem die Betroffenen entscheidend mitgewirkt haben.
- Internationales Engagement der Bundesregierung für die Einhaltung der Menschenrechte insbesondere in der Unterstützung von LGBTIQ*-Initiativen.
- Sichere und menschenwürdige Unterkünfte, sowie Sensibilisierung von Behörden im Umgang mit LGBTIQ*- Geflüchteten.
- Sichere Finanzierung der Antidiskriminierungs- und Aufklärungsarbeit an Schulen und anderen Bildungs- und Betreuungseinrichtungen.
- Ein reformiertes Abstammungsrecht, das alle Formen von Regenbogenfamilien anerkennt und absichert.
- Besondere Pflege, Unterbringung und Teilhabe älterer und hilfsbedürftiger LGBTIQ*.
- Unterstützung für LGBTIQ*-Menschen beim Coming-out durch Aufklärung, Notfalltelefone und ein deutschlandweites Netz von Beratungsangeboten.
- Kooperationen zwischen LGBTIQ* und hetero-normativen Jugendzentren und -gruppen, sowie die Sicherstellung deren Finanzierung.
- Erhöhung der Mittel zur HIV/ Aids und Suchtprävention, insbesondere für die Zielgruppen Schwule und andere Männer, die Sex mit Männern haben, Menschen mit Migrations-Geschichte, queere Geflüchtete, Frauen, Drogengebrauchende und Menschen ohne Papiere.
- Beseitigung arbeitsrechtlicher Ungleichbehandlung
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Hier kannst du ehrenamtlich mitmachen
Wie bei allen Veranstaltungen dieser Größenordnung ist auch der ColognePride auf viele ehrenamtliche Helferinnen und Helfer angewiesen – Aussehen, Religion und erst Recht Sexualität spielen dabei keine Rolle. Das Straßenfest soll auch weiterhin ein kostenloser Safe-Space für die gesamte Community und die Unterstützenden bleiben.
- Einsatz als “Demo-Engel”: Gesucht werden Helfende, die neben den Wagen und Gruppen im CSD mitgehen. Vorwissen oder Erfahrung sind dabei nicht notwendig. Die Schulung am CSD-Freitag dauert etwa zwei Stunden, am Demo-Sonntag selbst sollte der ganze Tag eingeplant werden.
Deutzer Brücke mit Blick auf den Dom
- Einsatz als “PrideBändchen”-Engel: Das CSD-Fest ist kostenlos und soll es bleiben. Deswegen sind an dem Wochenende Ehrenamtliche unterwegs, um das beliebte PrideBändchen kostenfrei an die Besucherinnen und Besucher abzugeben und Spenden zu sammeln. Der Einsatz erfolgt in Kleingruppen. Wie lange du sammeln möchtest, entscheidest du selbst.
- Einsatz als “Aufbau”-Engel: Für die CSD-Feierlichkeiten muss viel aufgebaut werden. Für die schweren Aufgaben werden externe Firmen beauftragt, für die kleinen Aufgaben werden Freiwillige gesucht. Zum Beispiel müssen Zaunbanner aufgehangen werden und manchmal auch nur mal Sonnenschirme aufgestellt werden. Garantiert NICHT langweilig.
- Einsatz als “meeting point”-Engel: Am Reiterdenkmal auf dem Heumarkt steht der Info-Stand zum CSD. Du muss kein Expertenwissen haben, aber solltest nett und kommunikativ sein.
- Einsatz als “backstage”-Engel: Hinter der Hauptbühne auf dem Heumarkt wird es eine Meet & Greet-Area geben, der Treffpunkte für Show-Acts und Gäste. Hier braucht man Leute, die den Überblick behalten.
Geld gibt es für deinen ehrenamtlichen Einsatz nicht, dafür aber eine einmalige Erfahrung: näher dran am CSD geht es nicht. An den Einsatztagen gibt es eine Grundversorgung an Essen und (alkoholfreiem) Trinken. Außerdem bekommst du ein CSD-T-Shirt und eine Einladung zur Dankeschön-Party. Wenn du als ehrenamtlicher “Engel” Mitglied im Cologne Pride e-V. werden willst, wird deine Mitgliedsgebühr um 50 Prozent reduziert.
>>> Hier geht es zur offiziellen Registrierung für CSD-Engel
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