zuerst veröffentlicht am 19.10.2023, aktualisiert am 14. November 2023
Von HONG KAYSER (Text und Foto)
Köln – Die Höhner-Legende Hannes Schöner meldet sich zurück. Der Mann mit der Samtstimme hat in der Kultkneipe Torburg in der Südstadt sein neues Album “Nah bei mir” vorgestellt. Das Publikum war klein und exquisit: Das Who is Who der Kölner Liedermacher-Szene, darunter auch Ur-Hohn Peter Werner kam, hörte und applaudierte.
Während sich andere mit 70 so langsam zur Ruhe setze, dreht Hannes noch mal am großen Rad. Auf seinem jetzt veröffentlichten Album gibt es 15 Songs, die in keine Schublade zu packen sind: von Pop über Boogie und Balladen bis zu Rock, von der Liebesgeschichte bis zur Schicksalsgeschichte. Multi-Talent Hannes ist Sänger, Songwriter, Multi-Instrumentalist und Produzent in Einem.
Wir haben mit dem super-sympathischen Hannes Schöner nach seiner Album-Präsentation gesprochen: ein Gespräch mit vielen Überraschungen.
Der Titel deines ersten Solo-Albums heißt „Nah bei mir“: Warum?
HANNES SCHÖNER: “Ich war wie viele die meisten wissen, 30 Jahre Mitglied der erfolgreichen Band der Höhner, die sich in Köln, der Umgebung in der ganzen Republik viel. Bewegt haben. Die Höhner kommen aus dem Karneval, haben den Karneval als Basis nie vergessen, sondern gepflegt. Im Karneval geht es nicht darum, dass die Leute kommen, um die Höhner zu hören. Die Leute wollen Karneval feiern.
“Jeder Song musste um 23 Uhr im Gürzenich funktionieren”
Die Bands, die im Karneval spielen, müssen den Karneval bedienen. Die müssen die Stimmung des Karnevals anfachen. Unser Gründervater der Höhner, Peter Werner hat immer gesagt: ‘Wenn wir Songs schreiben, müssen wir darüber nachdenken, ob diese Songs nachts um 23 Uhr im Gürzenich funktionieren.’ Das war für jeden, der Songs gemacht hat, immer die Schere im Kopf. Bei vielen Songs hat man gedacht: Eigentlich eine gute Idee, aber passt nicht in den Karneval.
Und dann kam mein Ausstieg im ersten Corona Lock Down, im ersten Winter – im Frühjahr 2021 war ich in derselben Situation wie alle Musiker. Ich war ausgestiegen, aber ich konnte nicht mehr auf die Bühne. Ich hatte Zeit, hab angefangen, wie 30 Jahre vorher Lieder zu schreiben und hab schnell gemerkt – ich habe nicht mehr die Schere im kopf. Daraus ergab sich der Titel.”
Nach 30 Jahren bei den Höhnern legst du noch mal ganz neu los. Keine Lust auf mehr Ruhe?
HANNES SCHÖNER: “Ich hab jetzt viel mehr Ruhe als vorher, zumindest formell. Bei Höhner war die Schlagzahl immer gewaltig. Das ist ein Fulltime-Job. Wir haben uns drei Monate Urlaub im Jahr gegönnt, aber die restlichen 9 Monate hatten wir keine 8-Stunden-Tage, da haben wir immer voll durch malocht. Da musst du voll fit sein, die Kraft haben.
“Neun Monate voll durch malocht”
Ab einem bestimmten Alter ist es sinnvoll, sich aus diesem anstrengenden Modus zurückzuziehen. Als Musiker gehst du ja nie in Rente. Ich mach ja immer weiter Musik. Erstmal hatte ich ja gar nicht die Idee, eine EP zu machen, aber dann kamen die Songs, eines ergab das andere…”
Wird man als Musiker aus Köln schnell in eine “Karnevals-Schublade” gesteckt?
HANNES SCHÖNER: „Das hat mich nie interessiert. Man steckt sich selber in die Schublade, glaube ich. Ich war nicht in einer Schublade. Ich habe mitgespielt bei den Höhnern, ich hab’ die Band mit meinen Wissen und meinen Kräften unterstützt. Ich war immer der Satellit, der außen drum rum flog. Die Höhner waren eine großartige Zeit, ich möchte nichts missen – aber jetzt ist es Zeit für was anderes, raus zu kommen.
“Ich bin ein Liedermacher”
Meine Empfindungen über mich selbst war immer: Ich bin ein Liedermacher. Die Liedermacher standen vorher mit ihrer Laute vor den Stadttoren und haben singend Geschichten erzählt. Das ist der Kern eines Liedermachers. Das lag mir immer sehr nahe.”
Wenn man in der Öffentlichkeit unterwegs ist, überlegt man sich zweimal wie man sich darstellt, wie man sich äußert, wer mit wem, das ist ein normales Vorgehen. Die Freunde der Nacht, die alten Freunde, deren Wirken in der Öffentlichkeit vorbei ist, dann zeigen sie ihr wahres Gesicht. Das sind die Momentaufnahmen ohne Zensur – sich so darzustellen, wie man ist.
Als Mitglied der Höhner ist das ganze Jahr getaktet: Wie sieht dein Leben jetzt aus?
HANNES SCHÖNER: “Ich hab viel mehr Freiheit und kann mein Leben, auch mein musikalisches Leben autark gestalten. Das bringt auch Herausforderungen mit sich. Bei den Höhnern war der ganze äußere Rahmen immer organisiert: Ich musste einfach nur auf die Bühne und spielen. Alles andere wurden von sehr professionellen, hochkarätigen Menschen geplant. Jetzt muss ich mich um jede Kleinigkeit selbst kümmern – und oft vergesse ich mal Kleinigkeiten. (lacht)
“Ich hab viel mehr Zeit”
Ich hab’ viel mehr Zeit, was toll ist, weil ich Menschen kennengelernt habe, die ich zu Höhner-Zeiten nie kennengelernt hätte. Am Wochenende war ich immer unterwegs, jetzt bin ich Teil einer richtig tollen, auch Musikszene, die mich auch jetzt begleitet und mir die Fahne hoch hält. Das ist ein Geschenk.”
Jetzt hättest du auch mal Zeit, selbst Karneval zu feiern.
HANNES SCHÖNER: “Ich war tatsächlich das letzte Mal das erste Mal auf einer Herrensitzung, von der Willi-Ostermann-Gesellschaft im Sartory. Das war sehr interessant. Das hatte ich aus dieser Perspektive noch nie erlebt. Gerade auf einer Herrensitzung – wie wirken die Bands, wie ist die Stimmung. Ich erstmal geguckt, was geht hier ab?” (lacht)
Was hast du dieses Jahr am 11.11. vor?
HANNES SCHÖNER: “Ich mache nichts Großes. Ich bin wahrscheinlich irgendwo bei Freunden. Ich hab fünf Enkelkinder, da gibt es genug zu tun.”
Man hat das Gefühl, du bist voller Energie. Wie zufrieden bist du mit dem Abend?
HANNES SCHÖNER: „Ich fühle mich super. Das heute Abend war schon eine Herausforderung, ich bin ein bisschen erkältet. Und hier waren viele Hochkaräter aus der Kölner Musikszenen, wir sagen immer die „Geschmackspolizei.“ Dass die das alles sehr wohlwollend aufgenommen haben, hat mich froh gemacht.“
Hannes Schöner geht im Frühjahr 2024 auf „Nah bei mir“-Tour, hier die ersten Termine:
- Köln, Mi. 20.03.2024, Kulturkirche Köln
- Mainz, Fr. 22.03.2024, Frankfurter Hof
- Hanau, Sa. 23.03.2024, Comödienhaus Wilhelmsbad Hanau
- Düsseldorf, Do. 18.04.2024, Savoy Theater
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