Von MATTHIAS DÜLKS
Köln – Der “Decke Pitter” trägt seinen Namen zu Recht. Die größte Glocke im Kölner Dom wiegt so viel wie ungerechnet 369 Kühlschränke oder 24 Ford Fiesta. Am 5. Mai feiert die Kölner Petersglocke ihren 100. Geburtstag.
Auf der Inschrift der Glocke steht zwar als Gussjahr 1922, aber bekanntermaßen hält sich Köln nicht gerne an Zeitpläne. Genau vor 100 Jahren, am 5. Mai 1923 wird die berühmteste Kölner Glocke im thüringischen Apolda aus Bronze gegossen. Dauer: 9 Minuten und 32 Sekunden.
Foto: Raimond Spekking/CC BY-SA 4.0
Der Riese unter den Glocken
Kölns dicker Peter (so die Übersetzung auf Hochdeutsch) ist beeindruckend: 3,22 Meter Durchmesser und 3,20 Meter hoch, mit einem Gewicht von 24 Tonnen oder umgerechnet 24.000 Kilo!
Wer soviel Membran hat, macht Eindruck. Wenn der Decke Pitter läutet, hört die Stadt zu. Der Ton ist bis zu 40 Kilometer weit zu hören. Die Petersglocke läutet nur an 17 Tagen im Jahr, an hohen Feiertagen wie Ostern, Pfingsten oder und Weihnachten. Außerdem läutet sie beim Tod eines Papstes.
Bis 2018 ist sie die größte frei schwingende Glocke der Welt. Abgelöst wurde sie dann von der Glocke der Kathedrale der Erlösung des rumänischen Volkes. Deren Glocke wiegt 1,2 Tonnen mehr.
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Die Geburtsstunde des Decken Pitters
das ist der rechte Turm, wenn du vor dem Hauptportal stehst
Photo by Pixabay on Pexels.com
Die Vorgängerglocke des Decken Pitter, die Kaiserglocke wird 1918 eingeschmolzen, als wegen des Ersten Weltkriegs Material-Knappheit herrschte. Ein Kölner Dom ohne große Glocke, das ist für die Menschen in Köln in auf Dauer allerdings nicht zu ertragen.
1922, damals ist das Rheinland von den Alliierten besetzt, ergeht die erste (konfessionslose) Petition von namhaften Kölnern, darunter Adenauer, an den damaligen Reichskanzler – wegen einer Metall-Spende für eine neue Glocke. Der Bittbrief ist erfolgreich.
Weil man in Köln allerdings Angst hat, dass die neu gegossene Glocke direkt von den Alliierten konfisziert werden könnte (wegen nicht bezahlter Reparationszahlungen), bleibt der Decke Pitter erstmal in Thüringen. Erst ein Jahr später, am 10. November 1924 tritt die Petersglocke ihre Reise nach Köln an, auf einem speziell umgebauten Waggon der Reichsbahn.
Tausende feiern den Einzug in Köln
Die Zugfahrt nach Köln dauert 4 Tage. Im Kölner Rheinhafen wird die Glocke auf einen Wagen verladen und geschmückt, bevor sie sich auf den Weg zum Dom macht. Erster Standort: vor dem Hauptportal des Kölner Dom. Tausende Menschen schauen dabei zu.
Am 30. November 1924 wird der Decke Pitter in einer Freiluft-Zeremonie durch den damaligen Kölner Erzbischof Kardinal Schulte geweiht. Die große Glocke solle für Versöhnung und Völkerverständigung stehen, außerdem für die Einheit des Deutschen Reiches. Etwa 20.000 Menschen sollen dabei zugeschaut haben.
Am dritten Dezember 1924 ziehen acht Arbeiter die Glocke hoch. Pro Meter brauchen sie ungefähr fünf Minuten. Der Decke Pitter hängt auf 53 Metern im Südturm. Das erste Läuten an Heilig Abend 1924 misslingt allerdings, so dass Köln den Decken Pitter erstmals am 28. Oktober 1925 hört.
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So wird das Jubiläum gefeiert
Zum 100-jährigen Glockenjubiläum findet vom 4. bis zum 7. Mai der 4. Europäische Glockentag in Köln statt.
4. Mai
- 17 Uhr: Ökumenischer Gottesdienst im Kölner Dom
- 19 Uhr: Vortrag über die Petersglocke und die anderen Domglocken im Domforum
5. Mai
- 20 Uhr: Konzert der Kölner Domglocken
- 21 bis 22 Uhr: Öffentlicher Glockenguss am Roncalliplatz. Guss mehrerer Glocken, darunter eine Glocke für die Elendskirche in Köln
Photo by Marcelo Leite on Pexels.com
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Schmales banner6. Mai
Glocken-Spaziergang durch die Kölner Altstadt: zwischen 10 und 17 Uhr läuten:
- 10.00 Uhr Basilika St. Kunibert, Kunibertsklostergasse 2
- 11.15 Uhr Basilika St. Ursula, Ursulaplatz 24
- 11.45 Uhr St. Mariä Himmelfahrt, Marzellenstraße 30
- 12.30 Uhr Basilika St. Gereon, Gereonshof 2
- 13.15 Uhr Basilika St. Aposteln,Neumarkt 30
- 14.45 Uhr Kunststation St. Peter, Jabachstraße 1
- 15.45 Uhr Trinitatiskirche, Filzengraben 4
- 16.25 Uhr St. Johann Baptist (CRUX),Severinstraße 182
- 16.45 Uhr Basilika St. Severin, Im Ferkulum 29
7. Mai
10 Uhr: Hochamt, ggf. mit Glockenweihe im Kölner Dom
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Titelbild/Collage: Raimond Spekking/CC BY-SA 4.0; jotily/Getty Images via canva.com